Joseph sen.: * 1759 Dub/Mähren (Dub nad Moravou/CZ), † 30.12.1829 Wien. Verfasste 1824 eine handschriftliche Autobiographie, die wertvolle Details über sein Leben und Wirken enthält, aber auch soziale und kulturelle Aspekte der Zeit beleuchtet (Sammlung alter Musikinstrumente, Inv. Nr. SAM 1042). D. wurde in der Pfarre Dub (Dubb) im Kreis Olmütz geboren und absolvierte in der Kreishauptstadt eine Tischlerlehre, die er 1780 abschloss. Die anschließende Wanderschaft führte ihn über Deutschland bis in die Schweiz und nach Wien. 1786 ließ er sich endgültig hier nieder. Zunächst als Tischler tätig, kam er bald zu Johann Wimola († 22.2.1800), wo er auch den Orgelbau erlernte, aber auch Gelegenheit hatte, „von Klavier Instrumenten was zu brofittieren, und zu Lehrnen worauf ich mich später ganz verlegte.“ Am 20.11.1791 heiratete er Thekla Gallhang (* 1768). Das Meisterrecht erlangte er am 1.8.1793. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete er selbständig mit einem, später mit zwei Gesellen. Im Jahr 1795 entwickelte D. zusammen mit C. L. Röllig ein kleines, tragbares Klavierinstrument, genannt Orphica, für welches beide ein Privileg auf acht Jahre erhielten. D. berichtet, er habe sich „gegen zwey Jahre ausschlüßlich mit diesem neuen Orphika Instrumenten abgegeben, und es wollte doch nicht vorwerts gehen, weil der H. Compagnon davon größeren Nutzen zohe [sic!] als ich, da ich nun bey dieser privile [sic!] als ich, da ich nun bey dieser privilegirter Arbeit keinen besonderen Vortheil sach verlegte ich mich mehr auf Pianoforte machen ...“. Am 2.6.1797 leistete D. den Bürgereid. Ab dem folgenden Jahr sind seine Steuerabgaben im „Unbehausten Buch“ belegt. Demnach handelte es sich um einen Betrieb mittlerer Größe, die Abgaben betrugen etwa ein Drittel der Steuerleistung von A. Walter oder J. Schantz. 1800 suchte D. bei Hofe um die Überlassung der Klavierstimmung an. Er sagte zu, ein Drittel seines Verdienstes der Witwe seines früheren Meisters, Johann Wimola, zu überlassen. Die Anstellung kam nicht zu Stande. D. brachte es in den folgenden Jahren zu Wohlstand. So konnte er am 10.4.1810 das Haus Laimgrube Nr. 87 („zum Meeressturm“) erwerben. D. starb 1829 und hinterließ neben seiner Frau einen Sohn und eine Tochter. Elf weitere Nachkommen hatten das erste Lebensjahr nicht überlebt. Sein Sohn
Joseph jun.: * 18.3.1793 Wien, † 12.8.1865 Wien. Über ihn ist wenig bekannt. Kinsky vermutet, er sei ein Schüler von J. Brodmann gewesen. 1817 suchte er um ein bürgerliches Klaviermachergewerbe an. Die Meisterprobe legte er im folgenden Jahr ab. Lt. der Autobiographie seines Vaters übernahm der gleichnamige Sohn nach 1820 den Betrieb, während Ottner angibt, er habe bereits 1818 das Gewerbe anheim gesagt. 1820 heiratete er Katharina Precht (* 1797, † 1.12.1849 Wien), mit der er mindestens sechs Kinder hatte. Der älteste Sohn Eduard Michael (get. 3.3.1825 Wien, † ?) ist im Konskriptionsbogen als Klaviermacherlehrjunge ausgewiesen.
H. Haupt in StMw 24 (1960), 133; Hopfner 1999; G. Kinsky, [Kat.] Musikhistorisches Museum von Wilhelm Heyer in Cöln 1 (1910), 223; V. Luithlen, Kat. der Slg. alter Musikinstrumente 1 (1966), 80; Ottner 1977; Fremden-Bl. 13.8.1865, [11]; Wr. Ztg. 9.12.1849, 3438. – Archivalien: WStLA, Unbehaustes Buch 1798–1812; WStLA, Konskriptionsbogen Laimgrube Nr. 87; WStLA, Konskriptionsbogen Mariahilf Nr. 80; Taufbuch der Pfarre St. Josef ob der Laimgrube (Wien VI) 1824–27, fol. 24.