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Strauss, Strauss, Eduard: Familie
Johanns (Vater) Sohn Eduard: * 1835-03-1515.3.1835 Leopoldstadt (heute Wien II), † 1916-12-2828.12.1916 Wien. Dirigent, Komponist. Besuchte nach der Grundschule 1846–52 das Akademische Gymnasium (Wien I), wo er mehrere Sprachen erlernte. Wollte ursprünglich Diplomat werden, die Mutter forcierte jedoch seine Ausbildung in Musiktheorie, Violin- und Klavierspiel. Da ein eklatanter Mangel an Harfenspielern herrschte, studierte er sechs Jahre bei An. Zamara Harfe und debütierte am 11.2.1855 als Harfenist im St.-Orchester im Rahmen eines Benefizkonzerts für Bruder Johann im Sophienbad-Saal (Sophiensäle). Ein Probespiel in Deutschland scheiterte an zu großer Nervosität, die er nach seinem Debüt als Dirigent am 5.2.1861 zu bewältigen wusste. Zwei Jahre später beendete er sein Kompositionsstudium bei G. v. Preyer. Bereits mit seinem Opus 1 Mes sentiments, seinem Bruder Johann gewidmet und später in Ideal umbenannt), bewies Eduard schöpferische Kompetenz, wenn auch nicht all seinen Werken große Erfolge und Verbreitung durch den Musikhandel beschieden waren. Als Dirigent erlangte er Weltruhm, der sich bereits früh abzeichnete. Am 8.10. [Czeike: 1.] 1863 heiratete er Maria Magdalena Klenkhart (* 13.7.1840 Leopoldstadt, † 16.4.1921 Wien), Tochter des Kaffeehausbesitzers Sebastian Klenkhart, einem ehemaligen Freund seines Vaters. Das Paar blieb bis 1886 im „Hirschenhaus“, wo die Söhne Johann Maria Eduard (1866) und Josef Eduard Anna (1868) geboren wurden. Innerhalb der Großfamilie fand die Koordination der Engagements und der jeweiligen Inszenierung statt, denn Johann verlegte sich ab den späten 1860er Jahren auf kurze Auftritte als Star und garantierte Publikumsauslastung. Johann übertrug daher Eduard die Leitung der Kapelle, und mit ihr durfte dieser 1871 auch das Amt des K. k. Hofballmusikdirektors übernehmen. In Anbetracht der Tatsache, dass hier ein florierender Wirtschaftsbetrieb den Besitzer ohne Gegenleistung wechselte, entbehren posthume Anwürfe gegen Johann bezüglich der testamentarischen Ausgrenzung Eduards vom Erbe jeglicher Berechtigung, verdankte er nicht nur seine profunde Ausbildung sondern darüber hinaus sein ganzes Vermögen diesem Betrieb.

Fortan galt es, das Niveau des Orchesters zu halten, um gegen die mit Dumpingpreisen konkurrierenden Militärkapellen (Militärmusik) reüssieren zu können: Einerseits erzwang er durch seinen autoritärer Führungsstil Disziplin und Perfektion in der Ausführung, andererseits konzentrierte er sich vermehrt auf Gastspiele in- und außerhalb der Donaumonarchie; erste Erfahrungen in effizienter Organisation derartiger Geschäfte hatte er 1865 in Pawlowsk unter der Obhut seines Bruders Johann gemacht. Seine Kompromisslosigkeit führte wiederholt zu Schwierigkeiten mit Musikern: So protestierten 1878 41 Musiker gegen ein halbjähriges Gastspiel in Deutschland und Schweden. Nach ihrer Kündigung warb sie C. M. Ziehrer für seine Kapelle an und trat als Frühere Kapelle Eduard St. vor die Öffentlichkeit; die Verwendung des Namens wurde dem Konkurrenten schließlich gerichtlich untersagt. Zu den wichtigsten Tourneen zählten jene nach London (1885), durch die USA (1890) oder nach St. Petersburg/RUS (1894). In Wien betreute er die noch von Johann ausgehandelten Sonntag-Nachmittagkonzerte im Musikverein. Dass man trotz seines langjährigen Wirkens den Namen St. stets mit seinem Bruder Johann assoziierte, manifestierte sich einmal mehr in der Adressierung der Einladung zur Verleihung der Großen Österreichischen Goldenen Salvator-Medaille, wo „Johann St.“ zu lesen stand. Folglich verfasste er zur Image-Korrektur seine Memoiren (1906). Einem geplanten Karriereende um 1895 kamen finanzielle Probleme – bedingt durch den Lebensstil seiner Söhne – zuvor, weitere Konzertreisen führten ihn daher nach London (1895, 1897), Deutschland und Holland (1898, 1899, 1900) sowie neuerlich in die USA. Unstimmigkeiten mit den Musikern ließen ihn am 13.2.1901 die Kapelle auflösen. In Wien sistierte er seine Position als K. k. Hofballmusikdirektor und legte seine Dirigiertätigkeit im Musikverein zurück. Einem Abkommen (1869) mit seinem Bruder Josef folgend und aus Furcht vor Bereicherung der Nachwelt am St.’schen Gedankengut, vernichtete er den gesamten Notenbestand der Familie, indem er am 22.10.1907 die Brennöfen einer Fabrik in Wien-Mariahilf in seinem Beisein damit beheizen ließ. Alle Versuche des Firmeninhabers, ihn von diesem Schritt abzubringen, schlugen fehl; letzte Reste verfeuerte er in einer Fabrik in der Wiener Porzellangasse (Wien IX). Am 28.12.1916 erlag er in Anwesenheit der Haushälterin einem Herzinfarkt. Er wurde auf seinen Wunsch in der Uniform des Hofballmusikdirektors unter Beisein zahlreicher Trauergäste in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof bestattet.


Gedenkstätten
Ehrengrab Wr. Zentralfriedhof (s. Abb.); Gedenktafel am Sterbehaus.
Werke
318 Kompositionen; zahlreiche Potpourris (280 publiziert); Schnell-Polka Bahn frei! op. 45, Fesche Geister op. 75, Doctrinen op. 79, Liebeszauber op. 84, Kaiser Franz-Josef-Jubiläums-Marsch op. 109, Studentenball-Tänze op. 101, Aus dem Rechtsleben op. 126, Knall und Fall op. 132.
Literatur
Siehe J. Strauss (Vater).

Autor*innen
Margareta Saary
Letzte inhaltliche Änderung
14.8.2023
Empfohlene Zitierweise
Margareta Saary, Art. „Strauss, Familie“, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 14.8.2023, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x00137264
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Wr. Volkskunst-Almanach 1926, 61
Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof (Erste Inschrift, Strauss Eduard)© 2021 Hermann Zwanzger
© 2021 Hermann Zwanzger

DOI
10.1553/0x00137264
GND
Strauss, Eduard: 118755838
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