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Jazzgalerie Nickelsdorf
Musikclub, Festivalveranstalter und Kaffee/Gasthaus in Nickelsdorf/Bl (Untere Hauptstraße 13). Am 11.11.1976 eröffnete Hans Falb (* 1954) in Nickelsdorf ein Cafe-Restaurant und die J. N. Am 19.11.1976 gab es bereits das erste Konzert mit den F. George Allstars im Keller des Restaurants, wo die Konzerte fortan vorwiegend samstags stattfanden. Mitbeteiligt an der Programmauswahl und Konzertorganisation war bereits von Anfang an Reinhard Stöger (* 1959). Im Jahr 1977 folgte eine Reihe von Konzerten mit vorwiegend einheimischen Jazz-Musikern und Bands, darunter das Harry Rettenbacher Trio, R. Batik, H. Pepl/F. Pauer Duo, E. Kleinschuster Sextett und auch die österreichische Freejazz-Szene, vertreten durch die Reform Art Unit und den Three Motions. Weiters standen erste ausländische Bands wie das Christoph Lauer Quartett und das Buddy Tate Quintett schon 1977 am Programm. Der große Schritt zu einem international bekannten und geschätzten Jazzclub erfolgte 1978 mit Konzerten des Clifford Thornton Ensembles, von Hannibal Marvin Peterson & The Sunrise Orchestra, des Dewey Redman Quartet und des World Saxophone Quartet, die erstmals in Österreich präsentiert wurden. In den folgenden Jahren kam nahezu die komplette SZene der AACM (Association for the Advancement of Creative Musicians) – Great Black Music nach Nickelsdorf. Das Kellerlokal füllte sich fast immer komplett vorwiegend mit Jazzfans aus Wien und Umgebung, wo man erst Jahre später die Möglichkeit hatte, diese Musiker aus den USA zu hören und zu sehen. Im September 1978 wurden neben den Einzelkonzerten erst- und einmalig die Nickelsdorfer Avant-Jazztage durchgeführt. Diese waren ein Vorläufer der Konfrontationen, eines viertägigen Festivals im offenen Gastgarten des Restaurants. Bei den Avant-Jazztagen fand das Österreich-Debut von David Murray, einem der bedeutendsten und stilprägenden Musiker des Modern Jazz, statt. Die jährlichen Konfrontationen gingen erstmalig 1980 über die Bühne. Der musikalische Schwerpunkt verlagerte sich vermehrt zum Free Jazz, zu improvisierten Klängen, Avantgarde und Experimenten. Die Konfrontationen wurden zu einem der weltweit bedeutendsten Festivals der freien und improvisierten Musik. Das Festivalpublikum setzte sich jährlich aus Musikfans aus ganz Europa zusammen. Neben der amerikanischen freien Szene kam vermehrt die europäische Freejazz-Szene zum Zug. Peter Brötzmann, das London Jazz Composers Orchestra, Alexander v. Schlippenbach, das ICP Orchester und viele andere waren mehrmals zu Gast beim Festival. In den 1990er Jahren erfolgte zusätzlich eine Öffnung hin zur Elektronischen Musik. Seit seiner Gründung hatte das Festival nahezu alle Musikerinnen und Musiker der freien improvisierten Musik von Rang und Namen im Programm. Ab dem Jahr 2018 wurde die Durchführung von Einzelkonzerten in der J. N. stark reduziert. Der Betrieb des Restaurants endete 2020, die Konfrontationen finden jedoch nach wie vor jährlich statt.
Literatur
www.konfrontationen.at (2/2024); https://de.wikipedia.org/wiki/Konfrontationen (2/2024); Mitt. Reinhard Stöger (2/2024); eigene Recherchen.

Autor*innen
Emanuel Wenger
Letzte inhaltliche Änderung
4.4.2024
Empfohlene Zitierweise
Emanuel Wenger, Art. „Jazzgalerie Nickelsdorf‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 4.4.2024, abgerufen am ), https://www.musiklexikon.ac.at/ml/musik_J/Jazzgalerie_Nickelsdorf.xml
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.



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