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Dessauer, Dessauer, true Heinrich
* 1863-01-022.1.1863 Würzburg/D, † 1917-04-099.4.1917 Linz (Freitod). Geiger, Bratschist, Pädagoge, Arrangeur. Studierte 1875–79 Violine bei Franz Josef Kimmler (1828/29–87) und Chorgesang an der Königlichen MSch. Würzburg. Des Weiteren erhielt er Privatunterricht bei J. Joachim, Heinrich de Ahna (1832–92) und Émile Sauret (1852–1920) in Berlin und München. Daran anschließend unterrichtete er bis 1893 Violine an Emil Breslaurs Konservatorium in Berlin und konzertierte als Bratschist. Spätestens ab 1893 war er auch als Arrangeur tätig, wofür er u. a. mit Breitkopf & Härtel und B. Schott’s Söhne zusammenarbeitete. Ab 1894 bis mindestens 1912 unterrichtete er Violine und Viola an der MSch. des Linzer Musikvereins (Schüler u. a. A. Kubizek). Zwischen 1894/99 wirkte er u. a. gemeinsam mit A. Schreyer, Emil Kühns (1866–?), A. Göllerich (d. J.) und Ludwig Lauboeck (1873–1970) bei Kammermusikabenden in Linz mit. Ebendort trat er u. a. am 27.3.1904 sowohl solistisch als auch kammermusikalisch bei einem Konzert der von A. Göllerich initiierten A. Bruckner-Stiftung auf. Als Interpret wie auch als Arrangeur setzte er sich insbesondere für die Verbreitung der Werke J. Joachims ein. Darüber hinaus erfand er die D.-Bratsche, die sich durch eine verkürzte Mensur auszeichnete und das Bratschenspiel für Violinisten und Violinistinnen erleichtern sollte. Sie wurde von der Firma Heidegger (Geigen- und Lautenbau) angefertigt, am 12.4.1901 patentiert und erstmals 1902 durch den Virtuosen Hugo Heermann (1844–1935) in Heidelberg/D vorgestellt und darauffolgend u. a. am Hoch’schen Konservatorium in Frankfurt am Main/D und am Konservatorium in Stuttgart/D zu Studienzwecken eingeführt. Briefkorrespondenzen bestätigen seine Bekanntschaft mit J. Brahms. Wenige Monate nach einem Schlaganfall beging er, aufgrund von Folgeerkrankungen, Suizid. Nach seinem Tod wurde eine von ihm konstruierte Viola aus seinem Privatbesitz in die Instrumentensammlung des Oberösterreichischen Landesmuseums (Museum) aufgenommen, wo sie noch immer (Stand 2022) Teil der Dauerausstellung ist.
Ehrungen
Geldprämie der Josef-Joachim-Stiftung 1893.
Schriften
Die Verbesserungs-Versuche beim Bau der Viola 1912; Die Solo-Bratsche (Viola) 1913.
Werke
Studienwerke (u. a. Die technische Grundlage des modernen Violinspiels. Fortschreitende Übungen für Violine von der Mittelstufe bis zur Virtuosität 1897, Neuausgabe von Hohmanns Violin-Schule 1900, Die Skalen und Akkorde f. Vl. 1907, Universal-Violinschule. Elementartechnik und die sieben Lagen 1907); Bearbeitungen von Werken u. a. von F. Neruda, Max Bruch, Gustav Hollaender, J. Joachim, Edvard Grieg, Jak. Dont u. Ernst Rentsch f. Va. u. Kl. bzw. Vl. u. Kl.
Literatur
Reko/Bohrmann 1906; Riemann 1929; H. Brückner/Ch. Rock, Judentum und Musik 3 1938; R. Heuer, Bibliographia Judaica 1 (1981); C. Sachs, Real-Lexikon der Musikinstrumente 1979; B. Heinzl in Kataloge des Oberösterr. Landesmuseums 9 (1981); Zs. f. Instrumentenbau 11.1.1902, 273f; NZfM 5.8.1892, 449, 15.3.1893, 127, 16.8.1893, 353, 8.11.1893, 471; Musikalisches Wochenbl. 10.8.1893, 11; Linzer Volksbl. 19.10.1894, 3, 16.3.1895, 4, 8.10.1895, 4, 13.10.1895, 4, 2.7.1903, 4, 22.6.1911, 5, 28.6.1912, 9, 25.6.1913, 7, 11.4.1917, 4; [Linzer] Tages-Post 23.10.1894, 6, 20.1.1895, 5, 26.2.1895, 3, 17.3.1895, 6, 15.9.1895, 8, 10.11.1895, 8, 27.9.1896, 6, 8, 17.7.1897, 4, 15.2.1899, 4, 21.9.1899, 7, 20.9.1900, 7, 30.9.1900, 3, 16.1.1902, 5, 15.10.1907, 8, 4.7.1909, 5, 16.7.1909, 4, 6.7.1910, 9, 13.7.1914, 5, 10.4.1917, 3, 14.4.1917, 4; Österr. Musik- u. Theaterztg. 1897, Nr. 5, 12; Signale f. die musikalische Welt 1897, Nr. 25, 399, 1900, Nr. 12, 188; Berliner Tagebl. u. Handels-Ztg. 8.1.1894, 2; R. Grasberger in Anton Bruckner-Lex. online (ABLO, 5/2022); www.digital.wienbibliothek.at (4/2022); https://stabikat.de (4/2022); https://oldthing.de (5/2022); Mitt. Klaus Petermayr (5/2022); eigene Recherchen (Jahresberichte der Königl. MSch. Würzburg; www.anno.onb.ac.at).

Autor*innen
Karoline Hochstöger
Letzte inhaltliche Änderung
7.7.2022
Empfohlene Zitierweise
Karoline Hochstöger, Art. „Dessauer, Heinrich‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 7.7.2022, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x003d8bf3
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Skizze zur „Dessauer-Bratsche“ in Zs. f. Instrumentenbau 11.1.1902, 274© Bayerische Staatsbibliothek

DOI
10.1553/0x003d8bf3
GND
Dessauer, Heinrich: 116084731
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