Engel-Berger, Willy (eig. Wilhelm Leopold August Engelberger)
* 26.8.1890 Bonn/D,
† 20. [nicht 28.] 8.1946 Mauer/NÖ (Amstetten/NÖ) [nicht Wien].
Pianist und Komponist.
Das älteste von acht Kindern eines aus Ottenthal/NÖ stammenden Gastwirts wuchs ab 1892 in Köln/D auf. Er erhielt zunächst eine klassische Musikausbildung und soll sich bereits im Alter von zwölf Jahren als Pianist am Kölner Karneval versucht haben. Mit 14 schlug er sich über Hamburg/D nach London durch, wo er als Barpianist und Kinomusiker arbeitete. Daneben entstanden erste Kompositionen. Nach einem kurzen Aufenthalt in New York/USA wurde er Varietékapellmeister in Hannover/D, erhielt daneben Musiktheorieunterricht und wurde danach Kapellmeister einer von ihm gegründeten Kapelle, die mit der HAPAG auf ausgedehnte Schiffsreisen ging. 1910–14 lebte E. in New York, arbeitete am Varieté der Manhatten Opera und kehrte nach Kriegsausbruch zurück nach Deutschland, wo er freiwilligen Kriegsdienst leistete und verwundet worden sein dürfte. 1915 ist er in Wien nachweisbar, wo er sich im Mai 1916 endgültig niederließ. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich als Barpianist. Er wurde 1918 von H. Leopoldi in der Savoy-Bar als Komponist entdeckt. Dieser vermittelte ihn zu A. Rebner, mit dem er über 40 Schlager schuf, ihr vermutlich erster gemeinsamer Schlager, Du hast mich verrückt gemacht, erschien bereits im selben Jahr bei M. Bárd in Wien. Mit Pst! Die kleine Gretel will jetzt schlafen, der im August 1919 bei Doblinger erschien, gelang den beiden ihr erster großer Erfolg. Am 25.10.1919 heiratete er die Schauspielerin Anna Helene Müller (* 23.4.1899 Wien, † ?), sein Trauzeuge war A. Rebner (Scheidung 29.1.1929). E. machte sich als Komponist rasch einen Namen und komponierte in der Folge neben zahlreichen Schlagern auch mehrere Wienerlieder. Seine Tätigkeit als Barpianist setzte er dennoch fort; er spielte nicht nur in Wien, sondern etwa 1919 auch in Salzburg. 1920 schrieb er für die Femina mit Der große Schlager seine erste Revue. Im selben Jahr widmete er sich auch der Operette, begann zunächst mit Einaktern für die Künstlerspiele Pan, der mit Die Bojarenbraut (UA 22.9.1925 Carltheater) das erste dreiaktige Werk folgte. Im April 1921 ist E. als Bandleader im Ring-Restaurant (Schwarzenberg-Kasino, Wien I) nachweisbar, im Jänner 1924 machte er in Wien vier Platteneinspielungen. 1929 stellte er sich bei einem Werbefilm des Verlags Doblinger, der den Weg eines Schlagers von der Entstehung bis zu dessen Vermarktung zeigt, selbst dar. 1930 verließ er Wien und ließ sich höchstwahrscheinlich in Berlin nieder. Sein kompositorisches Hauptaugenmerk legte er dort auf den Tonfilm, er komponierte Filmmusik und -schlager, darüber hinaus kamen auch einige seiner Operetten zur UA, von denen nur Die bezaubernde Schwindlerin (UA 1937 Berlin) auch in Österreich über die Bühne ging (3.6.1950 Graz). 1946 steuerte er zwei Schlager zum ersten österreichischen Nachkriegsfilm Der weite Weg bei. Er plante, sich der Kirchenmusik zu widmen und ins armenische Mechitaristenkloster in Wien einzutreten, starb aber noch im selben Jahr nach plötzlichem Auftreten einer Geistesstörung in der psychiatrischen Heilanstalt Mauer-Öhling in eher ärmlichen Verhältnissen. Aufgrund seines intensiven Kontakts zur US-amerikanischen Unterhaltungsmusikbranche galt E. in Wien als einer der führenden Vertreter des modernen Schlagers, der zeitgenössische Tänze und neuartige Harmonik in seinen einschlägigen Kompositionen verarbeitete. Einige davon erwiesen sich kurzfristig als äußerst erfolgreich, konnten sich jedoch nicht auf Dauer halten. Dasselbe gilt für seine Operetten und Revuen, die heute vergessen sind.
Werke
Operetteneinakter (Die dumme Liebe [T: Otto Hein/ W. Sterk] 1920); Operetten (Die Bojarenbraut [T: Hans Kottow/F. Löhner] 1925; Sie sind der Mann für mich [T: H. Kottow/F. Löhner] 1926, Bubi [T: Fred Heller/Anton Schütz] 1929, Bezaubernde Schwindlerin [T: Hans Pflanzer/B. Hardt-Warden] 1937); Revuen (Der große Schlager 1920, Freut euch der Frauen 1927, Verbotene Nächte 1928, Schwarz auf weiß 1928, Spiel mit mir 1930); über 200 Schlager (Pst! Die kleine Gretel will jetzt schlafen [T: A. Rebner], Wenn die letzte Blaue geht [T: A. Rebner], In der Bar zum Krokodil [T: F. Löhner], Du hast so blaue Augen, wie die blaue Adria [T: E. W. Spahn], Zwischen Shanghai und St. Pauli [T: Kurt Feltz]); Wienerlieder (Der Herrgot muaß a Weana sein [T: Richard Rilló]; Kinder, mein Wien ist noch immer so schön [T: Benno Vigny], Da fällt vom Himmel ein Stückerl Musik [T: W. Sterk]); Filmmusik (Menschen im Sturm 1930, Der Fall des Generalstabs-Oberst Redl 1931, gem. m. Paul Hühn Das Lied vom Glück 1933, Florentine 1937, Stern von Rio 1940).
Operetteneinakter (Die dumme Liebe [T: Otto Hein/ W. Sterk] 1920); Operetten (Die Bojarenbraut [T: Hans Kottow/F. Löhner] 1925; Sie sind der Mann für mich [T: H. Kottow/F. Löhner] 1926, Bubi [T: Fred Heller/Anton Schütz] 1929, Bezaubernde Schwindlerin [T: Hans Pflanzer/B. Hardt-Warden] 1937); Revuen (Der große Schlager 1920, Freut euch der Frauen 1927, Verbotene Nächte 1928, Schwarz auf weiß 1928, Spiel mit mir 1930); über 200 Schlager (Pst! Die kleine Gretel will jetzt schlafen [T: A. Rebner], Wenn die letzte Blaue geht [T: A. Rebner], In der Bar zum Krokodil [T: F. Löhner], Du hast so blaue Augen, wie die blaue Adria [T: E. W. Spahn], Zwischen Shanghai und St. Pauli [T: Kurt Feltz]); Wienerlieder (Der Herrgot muaß a Weana sein [T: Richard Rilló]; Kinder, mein Wien ist noch immer so schön [T: Benno Vigny], Da fällt vom Himmel ein Stückerl Musik [T: W. Sterk]); Filmmusik (Menschen im Sturm 1930, Der Fall des Generalstabs-Oberst Redl 1931, gem. m. Paul Hühn Das Lied vom Glück 1933, Florentine 1937, Stern von Rio 1940).
Literatur
M. Kornberger, „Einmal sang die Liebe uns ein Lied“. Dt. Schlager der Zwischenkriegszeit und seine Protagonisten in Wien, Diss. Graz 2018; Lang 1986; Wölfer 2000; MGÖ 3 (1995); Die Bühne 2/45 (1925), 44; Wr. Ztg. 28.9.1947, 5.
M. Kornberger, „Einmal sang die Liebe uns ein Lied“. Dt. Schlager der Zwischenkriegszeit und seine Protagonisten in Wien, Diss. Graz 2018; Lang 1986; Wölfer 2000; MGÖ 3 (1995); Die Bühne 2/45 (1925), 44; Wr. Ztg. 28.9.1947, 5.
Autor*innen
Monika Kornberger
Letzte inhaltliche Änderung
22.10.2019
Empfohlene Zitierweise
Monika Kornberger,
Art. „Engel-Berger, Willy (eig. Wilhelm Leopold August Engelberger)“,
in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung:
22.10.2019, abgerufen am ),
https://dx.doi.org/10.1553/0x0001cca5
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