
Scholz, Arthur (Artur) Johannes (eig. Arthur
Johann)
* 16.11.1883
Lemberg/Galizien (L’viv/UA),
† 3.4.1945
Wien.
Komponist, Chorleiter, Pädagoge.
Aufgewachsen in Liegnitz (Legnica/PL), kam Sch. mit 13 Jahren an die
Orchesterschule nach Goldberg (Złotoryja/PL), wo er vier Jahre lang in Violine, Oboe,
Flöte und Klarinette ausgebildet wurde. 1899/1900 studierte er am Konservatorium der
GdM bei J.
Maxincsak (Violine Vorbereitungsklasse) und bildete sich privat bei
St. Stocker in Komposition,
Klavier und Orgel weiter. Daraufhin wirkte er als Organist an der Karlskirche und an der Franziskanerkirche
(Wien I). 1903–07 war er städtischer Kapellmeister in Spalato
(Split/HR) und 1905–07 Leiter der
dortigen Orchesterschule (mit Unterrichtsverpflichtung für Streich- und
Blasinstrumente). Anschließend kehrte Sch. nach Wien zurück, wo seine ersten (v. a.
kirchenmusikalischen) Kompositionen erstaufgeführt wurden. 1908–11 wirkte Sch. als
Musikdirektor in Olmütz, wo er neben der Leitung der Kirchenmusik an St. Moritz und St. Michael auch
als Kapellmeister des Stadttheaters fungierte und den Gesangsunterricht am dortigen
Gymnasium versah. 1911 ließ er sich endgültig in Wien nieder und heiratete am 5.9.
desselben Jahres Maria Karoline Charlotte (Lotte),
geb. Scholz [sic!] (* 27.1.1888 Berlin, † 9.2.1961 Wien? [begr. Wien]). Kurzzeitig leitete Sch. den serbischen Gesandtschaftskirchenchor (1914) und
den Wiener Lehrer-a-cappella-Chor (1922). Ab 1928 stand er dem Wiener
Sängerbund (in der
Nachfolge von A. Kirchl)
mehrere Jahre als Chormeister vor. 1929/30 dirigierte Sch. die
A-cappella-Vereinigung Wiener Chorschule, die sich der Pflege der
Renaissancemusik und zeitgenössischer Tonkünstler verpflichtete (Auftritte im Konzerthaus). Im
Rahmen des Zentralverbandes der Arbeiter-Musikvereine Österreichs
(Verband der
Amateurmusikvereine Österreichs, Arbeiter-Musikbewegung)
leitete Sch. in den 1930er Jahren ein Radio-Mandolinenorchester und eine
MSch. Eigens für das Hörfunkprogramm rief Sch. 1931 auch den Sch.-Chor
ins Leben, der jedoch nur in diesem Jahr aktiv gewesen sein dürfte. Daneben
unterrichtete er Musiktheorie an den MSch.n Kaiser und Horak sowie Formenlehre am Wiener
Volkskonservatorium (Musiklehranstalten Wien). Ab 1932/33 hielt er die an der Wiener MAkad.
neu eingeführten (für externe Hörer offenen) Kurse „Praktische Instrumentation“ und
„Pflege des gemischten Chorgesangs für Damen und Herren“ (auch „volkstümlich-akademische
Chorschule“ genannt) ab, und unterrichtete ab 1937 als o. Prof. praktische Instrumentation und
Melodiebildungslehre an der kirchen- und schulmusikalischen Abteilung. Am
19.2.1933 trat Sch. als (illegales) Mitglied der NSDAP bei und engagierte sich
noch im selben Jahr für die Gründung einer Dachorganisation für nationalsozialistische
Chorvereinigungen Österreichs (als Deutsch-österreichischer Sängerbund
1933), die bis zum Anschluss 1938 allerdings ohne Erfolg blieb. Nachdem
Sch. bereits 1922 Marionettenopern im Kammersaal des Wiener Musikvereins aufgeführt hatte, gründete
er 1940 gemeinsam mit seiner Frau (als Schneiderin und Puppenspielerin) und seinem Sohn
Klaus (* 27.4.1915 Wien, † 18.8.1992 Wien), der
als Ingenieur für den Bau der Marionetten und -bühne verantwortlich war, eine speziell
darauf ausgerichtete Wandertruppe (s. Abb.). Mit der Unterstützung dreier Studentinnen der Reichshochschule für Musik sollte das
Kollektiv im Auftrag des Reichsgauleiters von Niederdonau, Hugo Jury (1887–1945), den
gesamten Gau bereisen. Sein Nachlass befindet sich in der Musiksammlung der
Wienbibliothek im Rathaus.
Gedenkstätten
Ehrenhalber gewidmetes Grab am Wr. Zentralfriedhof (s. Abb.; 2015 wegen Sch.’ NS-Verbindung aberkannt).
Ehrenhalber gewidmetes Grab am Wr. Zentralfriedhof (s. Abb.; 2015 wegen Sch.’ NS-Verbindung aberkannt).
Ehrungen
mehrfacher Preisträger der Schwestern-Fröhlich-Stiftung; mehrere Staatsstipendien; 1. Preis des Konservatoriums in Valencia/E f. eine 5-stimmige Motette; mehrere Preise des Wr. Tonkünstlervereins f. Kammermusikwerke u. Lieder (u. a. 1910); mehrere 1. Preise f. Chorkompositionen in der Schweiz u. auf der Nürnberger Sängerwoche.
mehrfacher Preisträger der Schwestern-Fröhlich-Stiftung; mehrere Staatsstipendien; 1. Preis des Konservatoriums in Valencia/E f. eine 5-stimmige Motette; mehrere Preise des Wr. Tonkünstlervereins f. Kammermusikwerke u. Lieder (u. a. 1910); mehrere 1. Preise f. Chorkompositionen in der Schweiz u. auf der Nürnberger Sängerwoche.
Schriften
Lehrbuch der praktischen Instrumentation (ca. 1935 [unveröffentlicht?]).
Lehrbuch der praktischen Instrumentation (ca. 1935 [unveröffentlicht?]).
Werke
Opern (u. a. die komische Oper Don Diego UA 1931); romantisches Lustspiel Der Schatz von Lobenstein UA 1940 (s. Abb.); Bühnenmusik (u. a. Libussa [T: F. Grillparzer] UA 1920); Melodram Adam und Eva UA 1920; ca. 60 Kammermusikwerke (u. a. Kammermusik f. Oboe u. Kl.); Kirchenmusik (Messen, Oratorien, Kantaten); Pantomime; Ouvertüren; Chöre, Lieder (u. a. Volkslieder f. Gesang, Kl. u. Laute).
Opern (u. a. die komische Oper Don Diego UA 1931); romantisches Lustspiel Der Schatz von Lobenstein UA 1940 (s. Abb.); Bühnenmusik (u. a. Libussa [T: F. Grillparzer] UA 1920); Melodram Adam und Eva UA 1920; ca. 60 Kammermusikwerke (u. a. Kammermusik f. Oboe u. Kl.); Kirchenmusik (Messen, Oratorien, Kantaten); Pantomime; Ouvertüren; Chöre, Lieder (u. a. Volkslieder f. Gesang, Kl. u. Laute).
Literatur
F-A 1936 u. 2 (1978); Müller-Asow 1929; MGG 12 (1965), 1366 [Stocker]; MGÖ 3 (1995); Stieger II/3 (1978); E. Strouhal/L. Heller in J. Koll (Hg.), „Säuberungen“ an österr. HSch.n 1934–45 2017; Th. Antonicek in Österr. Musiker im Exil 1990; Mährisches Tagbl. 27.12.1907, 3, 7.7.1910, 3; Der Tag 16.4.1929, 7, 10.11.1933, 8; Wr. Allgemeine Ztg. 27.4.1928, 5; 16.3.1929, 5; Neues Wr. Journal 20.10.1933, 12, 15.11.1933, 11; Neues Wr. Tagbl. 15.4.1929, 5, 6.10.1934, 24, 27.7.1940, 9, 5.9.1940, 8; Kleine Volks-Ztg. 20.6.1928, 8, 14.9.1930, 7; Radio Wien 11.10.1935, 2f; Der Abend 11.2.1930, 4; Freiheit! 11.3.1932, 3; Gemeindebl. Lustenau 25.4.1926, 220; Taufbuch der Pfarre St. Rochus (Wien III) 1915/16, fol. 28; Taufbuch der Pfarre Lainz (Wien XIII) 1912–18, fol. 96; Trauungsbuch der Evangelischen Pfarrgemeinde A. B. (Wien III) 1909–12, RZ 99; https://wikipedia.org (3/2023); www.geschichtewiki.wien.gv.at (3/2023); WStLB, Musikslg., Lebenslauf; eigene Recherchen (Jahresberichte des Konservatoriums der GdM; anno.onb.ac.at).
F-A 1936 u. 2 (1978); Müller-Asow 1929; MGG 12 (1965), 1366 [Stocker]; MGÖ 3 (1995); Stieger II/3 (1978); E. Strouhal/L. Heller in J. Koll (Hg.), „Säuberungen“ an österr. HSch.n 1934–45 2017; Th. Antonicek in Österr. Musiker im Exil 1990; Mährisches Tagbl. 27.12.1907, 3, 7.7.1910, 3; Der Tag 16.4.1929, 7, 10.11.1933, 8; Wr. Allgemeine Ztg. 27.4.1928, 5; 16.3.1929, 5; Neues Wr. Journal 20.10.1933, 12, 15.11.1933, 11; Neues Wr. Tagbl. 15.4.1929, 5, 6.10.1934, 24, 27.7.1940, 9, 5.9.1940, 8; Kleine Volks-Ztg. 20.6.1928, 8, 14.9.1930, 7; Radio Wien 11.10.1935, 2f; Der Abend 11.2.1930, 4; Freiheit! 11.3.1932, 3; Gemeindebl. Lustenau 25.4.1926, 220; Taufbuch der Pfarre St. Rochus (Wien III) 1915/16, fol. 28; Taufbuch der Pfarre Lainz (Wien XIII) 1912–18, fol. 96; Trauungsbuch der Evangelischen Pfarrgemeinde A. B. (Wien III) 1909–12, RZ 99; https://wikipedia.org (3/2023); www.geschichtewiki.wien.gv.at (3/2023); WStLB, Musikslg., Lebenslauf; eigene Recherchen (Jahresberichte des Konservatoriums der GdM; anno.onb.ac.at).
Autor*innen
Karoline Hochstöger
Letzte inhaltliche Änderung
18.9.2023
Empfohlene Zitierweise
Karoline Hochstöger,
Art. „Scholz, Arthur (Artur) Johannes (eig. Arthur Johann)‟,
in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung:
18.9.2023, abgerufen am ),
https://dx.doi.org/10.1553/0x0001e186
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