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Fürizwänger
Langsamer, getretener Paarrundtanz im Dreiertakt, in Niederösterreich auch „Kniebohrer“ oder „Umisteiger“ genannt. Melodisch ist der F. in seinen historischen Zeugnissen dem Typus Ländler (acht- bzw. sechstaktig) zuzurechnen, während Aufzeichnungen aus rezenter Tradition eine 16-taktige Walzermelodie belegen. Meist handelt es sich bei letzterer um den sog. „Hauptmann-Walzer“ mit dem Singtext: „I bitt Herr Hauptmann, bitt recht schen, gehns låssens mi auf Urlaub gehn“. Außer in diesem Tanz ist die charakteristische Tanzbewegung auch als Schlussfigur im Ausseer Landler erhalten geblieben. Das älteste Zeugnis für die Bezeichnung F. ist die Handschrift Viechtwengerische Tantz des Bernhard Stüblinger aus Viechtwang/OÖ 1764. 1819 teilt der aus Hallstatt/OÖ stammende und später in Ischl (Bad Ischl) ansässige Salzamtsschreiber Johann Michael Schmalnauer der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien mit, dass im Jahr 1769 eine neuere Art sog. Ländler, „auch Viertwenger oder Unterige Tänze“ statt der bis dahin üblichen langsamen „Ehrentänze“ eingeführt worden sei. K. M. Klier erklärt die Herkunft des Tanznamens von den „Fürtwängern“; so wurden die ober- und niederösterreichischen Holzflößer bereits im 17. Jh. genannt. Diese Bezeichnung steht in Zusammenhang mit dem Ort Viechtwang im Almtal/OÖ, der in überaus waldreicher Gegend liegt, und dessen Holzflößer (gesprochen: „Firtwenger“, daraus durch Volksetymologie F.) die Flüsse Alm, Traun und Donau bis Wien und sogar bis Ungarn befuhren und u. a. für die Verbreitung dieses Tanzes gesorgt haben.
Literatur
V. Derschmidt/W. Deutsch, Der Landler 1998; R. Flotzinger in ÖMZ 29/10 (1974); G. Haid (Hg.), Johann Michael Schmalnauer – Tanz Musik 1996; K. M. Klier in Sudetendeutsche Zs. für Volkskunde 3 (1930); H. Lager in JbÖVw 32/33 (1984); Schneider 1985; R. Zoder, Österreichische Volkstänze 1 (21958), 30–32.

Autor*innen
Gerlinde Haid
Letzte inhaltliche Änderung
18.2.2002
Empfohlene Zitierweise
Gerlinde Haid, Art. „Fürizwänger“, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 18.2.2002, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001ce48
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.