G. komponierte v. a. Kirchenmusik, manches Werk aus der Frühzeit hat er später umgearbeitet (s. Tbsp.). Stringente formale Disposition, kompakte Instrumentierung und gediegener Kontrapunkt sind wohl der Schule Albrechtsbergers, harmonische und melodische Kühnheiten oder tonpoetische Effekte dagegen der Lehrzeit bei Vogler zuzuschreiben. Mit den Tiroler Schützenfreuden (1824, s. Tbsp.) schuf G. ein frühes Beispiel Symphonischer Dichtung. Auch die Werkgattung Divertimento hat er mit seinen groß angelegten Divertissements für Klavier vierhändig innovativ bereichert.
TD: Ersteinspielungen von mehr als 40 geistlichen und weltlichen Werken sind auf CDs des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum ediert (s. Tbsp.e).
G.gasse (Wien III bzw. XI); Ehrengrab Wr. Zentralfriedhof.
Denkwürdigkeiten aus meinem Leben, hg. u. komm. v. W. Senn 1986; Briefe (A-Imf, A-Wgm).
Kirchenmusik (über 30 Messen, 7 Requien (s. Abb. u. Tbsp.), Propriumgesänge, Vespern, Litaneien, Tedeums, Marianische Antiphonen), Kantaten und Lieder, Sinfonie für Orchester (D-Dur, 1807, NA in The Symphony 1720–1840, ser. B VI, New York 1984), Konzert für Klarinette und Orchester 1819, Kammermusik (s. Tbsp.e), Klavierstücke, Blasmusik (Militärmusik). – Autographes WV (datiert 1826, mit Nachträgen bis 1830) im Ferdinandeum Innsbruck.
NGroveD 9 (2001); MGG 4 (1955) u. 16 (1979); M. Schneider, Studien zu den Messenkompositionen J. B. G.s, Diss. Innsbruck 1976 [mit themat. Kat. der Messen]; J. Veit, Der junge Carl Maria von Weber 1990; Beiträge von M. Gabbrielli u. F. Chiocchetti in Mondo Latino 18 (1994); St. Hackl in Tiroler Heimatblätter 69 (1994); O. Huck/J. Veit (Hg.), Die Schriften des Harmonischen Vereins 1998.
Sein Sohn Josef: * 6.10.1829 Wien, † 5.6.1911 Wien. Gesangspädagoge. Erhielt von seinem Vater ersten Unterricht in Gesang, Violoncello und Klavier, nach dessen Tod bei Eduard Holub (1823–1904), G. Gentiluomo, J. Merk und L. Rotter. Jusstudium an der Univ. Wien (Promotion 1855). Zunächst Konzipient in der Kanzlei des Hof- und Gerichtsadvokaten Dr. Franz Eberle (* ca. 1814 Reutte, † 1868 Wien), der auch Hofmeister der Hofsängerknaben war, dann bei Baron Härtel; Berufskollege von Dr. Eduard Schneider, einem Neffen Fr. Schuberts. Da G.s Lebensinhalt aber die Musik war, lehrte er nebenher Gesang, Violoncello und Klavier und trat in Konzerten auf, bis er 1868, nach dem Tod seiner Mutter, den Beruf des Rechtsanwalts aufgab. M. Wilt gehörte zu seinen ersten hervorragenden Gesangsschülern. Als Vorstandsmitglied der Wiener Singakademie setzte er 1863 die Wahl des ihm befreundeten J. Brahms zum Dirigenten des Vereins durch. Brahms widmete G. seine Cello-Sonate op. 38. 1875–1904 hatte G. eine Professur für Gesang am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde inne und bildete zahlreiche Schüler mit nachmaligem Weltruhm aus. G. hinterließ dem Innsbrucker Musikverein seine umfangreiche und kostbare Notensammlung als Legat. Er beteiligte sich maßgeblich an der Edition der Schubert-Gesamtausgabe (1884ff.).
Ritter des Franz-Joseph-Ordens 1899; Ehrenpräsident des Wiener Tonkünstler-Pensionsvereins Karl Czerny; Ehrenmitglied des Wiener Tonkünstlervereins und des Innsbrucker Musikvereins.
Klavierstücke und Lieder, teilweise auf eigene Texte und in Wiener Verlagen erschienen; geistliche Chorwerke.
Briefe.
NGroveD 9 (2001); MGG 4 (1955) u. 16 (1979); J. Gänsbacher, Denkwürdigkeiten aus meinem Leben, hg. u. komm. v. W. Senn 1986; W. Steiner (Hg.), 175 Jahre Musikverein-Musikschule-Konservatorium in Innsbruck 1993, 11–136.