Logo ACDH-CH
OeML Schriftzug
Logo OeML
Logo Verlag

Hochreiter, Hochreiter, Emil: Familie
Ernst Emil: * 1871-12-2727.12.1871 [Sterbebuch: 27.9.1871] Debrezin/Ungarn (Debrecen/H), † 1938-08-033.8.1938 Wien. Komponist, Kirchenmusiker, Beamter. Sohn eines deutschböhmischen Geometers und einer Slowenin. Lebte 1872–91 bei den Großeltern im krainischen Rudolfswerth (Novo Mesto/SLO), wo er das Gymnasium besuchte und seinen ersten Musikunterricht bei H. Sattner (Gesang) und wohl auch Viktor Parma (Schulorchester) erhielt. Letzterer entdeckte seine musikalische Begabung und bildete sich später selbst bei seinem ehemaligen Schüler weiter. Ab 1891 studierte E. H. in Wien Musik bei Jul. Böhm (Staatsprüfung für Lehramt Musik 1896) sowie bis 1899 Jus. 1892–99 sowie 1923–37/38 Musiklehrer (Gesang, Instrumentalspiel, Orchester) am Jesuiten-Kollegium Kalksburg (heute Wien XXIII), wo er auch Slowenisch unterrichtete. Anfang der 1890er-Jahre sowie 1923–36 leitete er hier zudem Orchester (dessen Niveau er deutlich steigerte), Banda sowie Kirchenmusik und engagierte sich in der Organisation von Komponisten-Gedenkfeiern. Heiratete am 8.10.1900 in Ratibor (Racibórz/PL) die Apothekerstochter Margaretha Switawsky. 1899–1923 Beamter der niederösterreichischen Statthalterei in Wien (zunächst Konzeptspraktikant, 1903 Statthaltereikonzipist, 1909 Bezirkskommissär, 1916 Statthaltereisekretär). 1903–05 ausübendes Mitglied (1. Tenor) im Sängerbund Dreizehnlinden, welcher auch seine Werke aufführte. Ab 1909 war er als Vertreter der niederösterreichischen Statthalterei Mitglied im Arbeitsausschuss für das Volkslied in Niederösterreich (Niederösterreichisches Volksliedwerk). Ende der 1910er-Jahre engagierte H. sich u. a. als Vizepräsident des mit dem Wiederaufbau der brandgeschädigten Servitenkirche (Wien IX) betrauten Vereins. 1915–20 wiederholt musikalische Mitwirkung (Klavier?) an Veranstaltungen des Schriftstellervereins Die Scholle (teils mit seiner Tochter Ria). 1915–29 Kirchenmusikdirektor der Canisiuskirche (Wien IX). Seine Kompositionen wurden hier und u. a. an St. Johann Nepomuk (Wien II), St. Rochus (Wien III), 1915–19 im Wiener Musikverein (u. a. 1917 das Oratorium Die Geburt Christi) sowie 1918–30 im Wiener Konzerthaus aufgeführt. Sein Œeuvre umfasst ca. 110 Werke, in welchen er vielfach harmonische Grenzen auszuloten wusste. Kirchenmusikalisch wird er dem Cäcilianismus zugerechnet, seine weltlichen Kompositionen weisen ihn als Neuromantiker mit Zemlinsky’schem Idiom aus. Er zählt zu den bedeutendsten Vertretern der slowenischen (Kirchen-)Musik seiner Zeit.
Ehrungen
Reg.rat 1921.
Schriften
Artikel in slowenischen Musikzss.
Werke
1 Oper (Heimfahrt op. 35, unaufgeführt); 1 Oratorium (Die Geburt Christi f. Soli, Chor, Orch. op. 56); 2 Requien (Missa pro defunctis f. Chor u. Org. op. 38 1915); 11 Messen (Missa Beati pacifici f. 4st. Männerchor op. 20 1909; Missa Christus Rex f. Soli, Chor, Orch, Org. op. 58); Musik zum Passionsspiel Christus f. Soli, Chor, Orch. op. 64; kleine Kirchenmusikwerke (auch in slow. Sprache); Instrumentalmusik (u. a. f. Orch, Org., Kl.); Männerchöre; Lieder (auch in slowen. Sprache), Kriegslieder 1914–15 op. 39–41 1915).
Literatur
MGG 6 (1957) und 9 (2003); Wissenschaft und Kunst in der dt. Ostmark 1938, 776f; A. Fischer, Die Musikstätten Österreichs 1928, 48; J. Mantuani in G. Adler (Hg.), Hb. der Musikgesch. 1930, 1166; Beiträge von E. Th. Hilscher, H. Krones, A. Misson, E. Skulj in E. Skulj (Hg.), Hochreiterjev Zbornik 2001; Ostdt. Rundschau 18.8.1903, 2; Dt. Volksbl. 11.6.1904, 10, 10.5.1905, 11, 17.10.1917, 3; Neuigkeits-Welt-Bl. 29.9.1909, 6; NFP 30.1.1915, 14, 14.1.1920, 9; Reichspost 28.2.1915, 6, 30.1.1917, 9, 22.5.1918, 5, 16.3.1919, 10; Neues Wr. Journal 14.5.1916, 15, 2.12.1916, 12; Wr. Ztg. 30.9.1916, 2; Neues Wr. Abendbl. 13.5.1927, 4; Taufbuch der Pfarre St. Othmar unter den Weißgerbern (Wien III) 1905–06, fol. 143; Sterbebuch der Votivkirche (Wien IX) 1929–38, fol. 86; Franci Pivec, Emil Hochreiter (steiermark-stajerska.com/de/ova_dep/emil-hochreiter/, 8/2022); de.wikipedia.org/wiki/Emil_Hochreiter (8/2022); eigene Recherchen (Jahresberichte des Sängerbundes Dreizehnlinden; anno.onb.ac.at; konzerthaus.at/datenbanksuche).


Seine Töchter

Ria (get. Maria Margareta Emma Eugenie, verh. Borsody): * 29.7.1901 Lilienfeld/NÖ, † 7.4.1980 Wien. Geigerin. Ab 1914 als Violinistin bei verschiedenen Gelegenheiten in Wien nachweisbar, u. a. 1915/16 im Rahmen von Veranstaltungen des Schriftstellervereins Die Scholle (wiederholt mit ihrem Vater) und 1917/18 vereinzelt bei Konzerten im Wiener Musikverein (Werke ihres Vaters). 1920–24 Mitwirkende (v. a. Geige, auch Spinett) der Wiener musikhistorischen Gesellschaft Lutinisten (Konzerte in Wien, Salzburg, Gmunden, Graz, Hall in Tirol und Enns; R. Schmid). Zuletzt 1925 als Geigerin in Wien nachweisbar. Heiratete am 6.10.1926 den Kameramann, Filmregisseur, Filmeditor und Drehbuchautor Eduard v. Borsody (* 13.6.1898 Wien, † 1.1.1970 Wien). Beider Sohn Hans Eduard (* 20.9.1929 Wien, † 4.11.2013 Kiel/D) war Schauspieler. R. H.s Geigenspiel charakterisierte man als von künstlerischer Begabung sowie guter Technik geprägt.


Literatur
Dt. Volksbl. 2.4.1914, 3; NFP 30.1.1915, 14, 26.2.1916, 11, 10.4.1923, 9; Reichspost 27.3.1915, 6, 5.12.1922, 5; Neues Wr. Journal 2.12.1916, 12; Neues Wr. Tagbl. 31.12.1916, 20, 27.11.1925, 9; Die Zeit 11.5.1918, 4; Linzer Volksbl. 12.6.1920, 4; [Linzer] Tages-Post 26.6.1920, 4; Salzburger Chronik 12.7.1922, 4, 17.11.1923, 4; Neues Grazer Tagbl. 1.1.1924, 14; Innsbrucker Nachrichten 3.11.1924, 3; Taufbuch der Pfarre St. Johann Nepomuk (Wien II) 1898, fol. 313; Taufbuch der Pfarre Lilienfeld 1900–04, fol. 74; Trauungsbuch der Pfarre Maria Hietzing (Wien XIII) 1923–26, fol. 165; de.wikipedia.org/wiki/Eduard_von_Borsody (11/2022); de.wikipedia.org/wiki/Hans_von_Borsody (11/2022); eigene Recherchen (anno.onb.ac.at).


Yella (Jella, get. Gabriele Ida Adelheid Emma): * 15.5.1906 Wien, † 25.9.1997 Stuttgart/D. Sängerin (Alt). Besuchte die Staatliche graphische Lehr- und Versuchsanstalt in Wien. Studierte 1923–26 an der Wiener MAkad. Gesang bei Hermine Geyer und R. Papier-Paumgartner (ohne Abschluss). Wirkte ab 1925 bei verschiedenen Konzerten und Veranstaltungen (u. a. im Wiener Musikverein), wiederholt unter der Leitung von C. Lafite, mit. Zumindest 1925/26 Mitglied eines offenbar von R. Papier-Paumgartner initiierten Frauengesangsquartetts. 1925–36 war Y. H. mehrfach im Radio (Wien, Breslau [Wrocław/PL], Berlin, Freiburg im Breisgau/D, Stuttgart) zu hören. 1929/30 sang sie am Stadttheater Stettin (Szczecin/PL), 1931 an der Oper Danzig (Gdańsk/PL), 1931–33 am Stadttheater Freiburg im Breisgau, ehe sie 1933–42 Ensemblemitglied der Staatsoper Stuttgart (1. Altistin) war. Dürfte ca. 1936 Gesangsschülerin von R. Gmeiner gewesen sein. 1937 sang sie bei der Deutschen Kulturwoche in Paris unter W. Furtwängler und Bruno Kittel. Auftritte in mehreren deutschen (u. a. 1937–38 in Aachen unter H. Karajan) und österreichischen Städten (u. a. 1938 an der Wiener Staatsoper sowie 1934 und 1945 in Salzburg). Heiratete am 25.1.1944 den Schauspieler Horst Kreuter. Der gemeinsame Sohn Michael Kreuter (* 30.8.1940 Stuttgart, † 18.3.2022 Polling/D) war Maler. Y. dürfte mit dem Maler Anton Kolig bekannt gewesen sein. Zeitgenossen und Zeitgenossinnen beschrieben sie als auch für den Konzertgesang begabte Altistin mit edel-klangschöner Stimme.


Literatur
K-R 2003; Wissenschaft und Kunst in der dt. Ostmark 1938, 776f; Neues Wr. Tagbl. 7.6.1925, 24, 2.12.1925, 8; Radio Wien 18.10.1925, 101, 16.5.1927, 1628, 10.6.1932, 54, 28.4.1933, 36, 7.6.1935, 34, 29.11.1936, 32; Niederösterr. Grenzbote 1.11.1925, 4; Kunst und Volk 3/1926, 22; Reichspost 28.12.1929, 9; Steirische Alpenpost 1.8.1930, 2; Signale f. die musikalische Welt 13 (1931), 354, 30 (1932), 645f, 45 (1933), 754f, 38 (1937), 508, 50 (1937), 680, 38 (1938), 500; Neues Wr. Abendbl. 23.8.1934, 4; Zs. f. Musik 8 (1936), 1011; Salzburger Nachrichten 8.10.1945, 4; Taufbuch der Pfarre St. Othmar unter den Weißgerbern (Wien III) 1905–06, fol. 143; Mitt. Archiv MUniv. Wien (11/2022); www.kornfeld.ch (11/2022); https://kunstforum-weilheim.de/ (1/2023); eigene Recherchen (anno.onb.ac.at; www.deutsche-digitale-bibliothek.de; www.musikverein.at/konzertarchiv; archiv.wiener-staatsoper.at).

Autor*innen
Bettina Graf
Letzte inhaltliche Änderung
18.2.2023
Empfohlene Zitierweise
Bettina Graf, Art. „Hochreiter, Familie‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 18.2.2023, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x003e111d
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Emil Hochreiter (Wissenschaft und Kunst in der dt. Ostmark 1938, Sp. 776)
Plakat Kompositionsabend Emil Hochreiter© Bildarchiv Austria/ÖNB
Yella Hochreiter (Radio Wien 12.8.1932, 25)© ANNO/ÖNB

DOI
10.1553/0x003e111d
GND
Hochreiter, Emil: 128892137
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Hochreiter, Ria: 1297142233
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Hochreiter, Yella: 1073652599
OBV
Weiterführende Literatur

ORTE
Orte
LINKS
ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft

Publikationen zur Musikwissenschaft im Verlag