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Zillertal
Breitestes rechtes Seitental des Tiroler Inntales etwa 40 km östlich von Innsbruck im Bezirk Schwaz inmitten der Tuxer, Kitzbühler und Zillertaler Alpen nach Süden führend. Am rechtsseitigen Ufer der Ziller gehört es zur Erzdiözese Salzburg, wo man Lied und Musik gegenüber immer aufgeschlossener war als in anderen Regionen Tirols. Im Zuge des Bergbaus kamen durch Jh.e immer wieder neue Ideen ins Tal, was aus den religiösen und politischen Unruhen vom 16. bis zum 19. Jh., von den Wiedertäufern über den Geheimprotestantismus (Reformation) bis zur Ausweisung der Protestanten 1837, ablesbar ist; seit dem 18. Jh. zogen Z.er aus Erwerbsgründen als Händler (Handschuhhändler, Öltrager) durch die Welt und erwarben sich dabei einen Ruf als Spaßmacher, was den Boden für die seit dem 19. Jh. herumreisenden Nationalsänger bereitete. Schon von den frühen Reiseschriftstellern wird das Z. als besonders sing- und tanzfreudig beschrieben; es war berühmt für seine Hochzeiten und Kirchtage und wurde als eine der ersten Regionen von der Volksmusiksammlung wahrgenommen (z. B. J. N. G. Strolz). Aus dem Z. stammt die Orgelbauerfamilie Mauracher, aus deren Wirken noch einige Orgeln erhalten sind; K. Mauracher ist die Verbreitung des Weihnachtsliedes Stille Nacht zu verdanken. Volksmusikalisch besonders bemerkenswert ist die im Z. heute (2006) noch lebendige Geigenmusik, die in Besetzungen mit Geige, Schwegel, Hackbrett und Bassgeige etwa seit 1800 dokumentiert ist, wobei später noch andere Instrumente, v. a. Harfe und Ziehharmonika, hinzugekommen sind. Hauptgattung war früher der Ländler, der im Z. „Tanzl“ genannt wird. Heute ist das Z. eine Hochburg der folkloristischen Kommerzmusik, die aber stark mit regionalen Elementen angereichert wird. Ein im Z. überlieferter Tramplan, der um die Mitte des 19. Jh.s aus dem städtischen Gesellschaftstanz übernommen worden sein dürfte, hat auf diese Weise als Z.er Hochzeitsmarsch in den 1980er Jahren durch die TV-Sendung Musikantenstadl internationale Bekanntheit erlangt.
Literatur
K. Horak, Z.er Musikanten 1988; L. Steub, Drei Sommer in Tirol 1895; U. Jeggle/G. Korff in Zs. f. Volkskunde 70 (1974); G. Pfaundler, Tirol Lex. 21983 [Z.; Mauracher, Karl]; R. Pietsch in JbÖVw 32/33 (1984).

Autor*innen
Gerlinde Haid
Letzte inhaltliche Änderung
15.5.2006
Empfohlene Zitierweise
Gerlinde Haid, Art. „Zillertal‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 15.5.2006, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001e7aa
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