Thalberg, Thalberg, true
Sigismond Fortuné François
*
1812-01-088.1.1812
Pâquis/CH,
†
1871-04-2727.4.1871
Posillipo/I.
Klaviervirtuose, Komponist.
Lange Zeit wurde behauptet, T. sei der/ein Sohn des späteren Musikgrafen
M. v. Dietrichstein und Baronin Wetzlar, einer begabten Amateurpianistin, in Wahrheit dürfte er ein natürlicher Sohn von Joseph T. und Fortunée Stein gewesen sein. T. zog 1822 nach
Wien, wo er zunächst die Polytechnische Schule abschloss und seinen ersten Klavierunterricht beim Ersten Fagottisten der Hofoper,
A. Mittag, erhielt. In der Folge Studien bei
S. Sechter (Theorie) und
J. N. Hummel (Klavier). 1826 erste Auftritte als Pianist, zunächst im privaten Kreis. 1830 erste Auslandstournee nach
Deutschland und England, anschließend in andere europäischen Länder. Weiterführende Studien bei
I. Moscheles in London und bei
Johann Peter Pixis und
F. Kalkbrenner in Paris. Ab 1836 große Erfolge in Paris. Nach seiner Rückkehr verfasste
F. Liszt einen Verriss von T.s Kompositionen in der
Revue et Gazette Musicale. Daraufhin entbrannte eine schriftliche Auseinandersetzung der jeweiligen Anhänger, v. a. zwischen Hector Berlioz (pro Liszt) und François-Joseph Fétis (pro T.), die in einem „Wettkampfkonzert“ der beiden Virtuosen am 31.3.1837 im Salon der Prinzessin Belgiojoso mündete.
Kurz darauf verließ T. Paris und ging auf Konzertreise, bis 1848 feierte er Triumphe in ganz Europa. Danach reduzierte er seine Konzerttätigkeit weitgehend auf Frankreich und Italien, 1852 folgte eine größere Tournee nach London und Paris. 1855 reiste T. erstmals nach Nord- und Südamerika, wo er u. a. in New York/USA eine Klavierschule gründete und erfolgreiche Konzerte in Brasilien und Kuba gab. 1858 kaufte er eine Villa in Posillipo bei Neapel, wo er die nächsten Jahre gemeinsam mit seiner Frau Francesca (1843 hatte er die Witwe des Malers François Boucher und Tochter des Opernsängers L. Lablache geheiratet) zurückgezogen lebte. 1862 nahm er seine Konzertreisen wieder auf und ging 1863 abermals nach Brasilien. 1866 kehrte er dauerhaft in seine Villa bei Neapel zurück.
Seine Meisterschaft wurde nicht nur von Liszt, sondern auch von Felix Mendelssohn Bartholdy, Ga. Donizetti, E. Hanslick und R. Schumann gewürdigt, Letzterer schrieb positive Besprechungen über mehrere von T.s Werken in der Neuen Zeitschrift für Musik. Neben seiner Tätigkeit als Klaviervirtuose trat T. auch als Komponist hervor.
Kammervirtuose 1834.
zahlreiche Fantasien über Opernthemen, Klavierkonzert op. 5,
Grande Fantasie op. 22, zahlreiche Etüden, Capricen, Nocturnes u. a. Klavierstücke, Lieder (s.
Abb.).
Wurzbach 44 (1882); NGroveD 25 (2001); Riemann 1961 u. 1975; MGG 13 (1966); E. Mühsam, S. T. als Klavierkomponist,Gerd Mühsam, Sigismund Thalberg als Klavierkomponist. Diss. Wien 1937. Diss. Wien 1937; R. Stockhammer in MERobert Stockhammer, Liszt – Thalberg. Berühmte pianistische Vergleichsspiele der Vergangenheit. 3. Teil, in Musikerziehung 14/3 (1961), 148–151. 14 (1961).
15.5.2006
Lynne Heller,
Art. „Thalberg, Sigismond Fortuné François“,
in:
Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung:
15.5.2006, abgerufen am
),
https://dx.doi.org/10.1553/0x0001e467
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