Buxbaum, Buxbaum, Friedrich
Familie
Friedrich
(eig. Siegfried, ab 1903 Siegfried Rudolf):
*
1869-09-2323.9.1869
Wien,
†
1948-10-022.10.1948
London.
Cellist, Pädagoge.
Der Sohn des aus
Böhmen stammenden
jüdischen Kaufmanns Max und dessen Ehefrau Rosa, geb. Wilhartitz, studierte 1885–89 am Konservatorium der
GdM bei
F. Hellmesberger. Erste öffentliche Auftritte mit seiner älteren Schwester
Olga (verh. Müller, * 20.4.1867 Saaz/Böhmen [Žatec/CZ], † ?), die bei einem Herrn Hofmann Geige gelernt hatte. 1891 ging er nach Großbritannien, wurde Solocellist im
Glasgow Choral Union Orchestra von Glasgow/GB und trat auch als Solist an die Öffentlichkeit. 1893 spielte er in einem von Theodor Plowitz geleiteten Quartett. Nach der Rückkehr nach
Österreich unterrichtete er in der MSch. von Michael Drucker. Darüber hinaus war er 1894–1901 Mitglied des
Fitzner-Quartetts. B. war auch als Solist tätig, trat im Dezember 1896 in Berlin auf und gab sein Debüt in Wien im November 1897.
1900 von
G. Mahler ohne Probespiel für das Hofopernorchester und die
Wiener Philharmoniker als 1. Solocellist in der Nachfolge seines Lehrers F. Hellmesberger engagiert (Entlassung 1.7.1938). Daneben 1900–21 Cellist des
Rosé-Quartetts, unterbrochen durch den Kriegsdienst während des Ersten
Weltkriegs (s.
Abb.). 1921 gründete B. gem. m.
F. Mairecker das
Mairecker-B.-Quartett, dem er bis 1930 angehörte und das 1924–28 (mit
R. Pollak bzw. später Felix Eyle als Primgeiger) als
B.-Quartett firmierte. 1930 kehrte B. wieder ins
Rosé Quartett zurück. Seit 30.6.1901 war er verheiratet mit Katharina, geb. Schostal (* 5.4.1880 Wien, † 1.12.1963 London), mit der er zwei Söhne, Erich Karl (* 17.8.1902 Wien, † 24.12.1962 Lithgow City, AUS) und
Walter Paul (s. u.) hatte. Gemeinsam mit seiner Frau und Sohn Erich trat er am 17.2.1903 aus dem
Judentum aus und ließ sich mit ihnen am 24.2.1903 katholisch taufen (Taufname Rudolf). Im selben Jahr Beginn seiner Unterrichtstätigkeit zunächst am Konservatorium der
GdM, nach dessen Verstaatlichung als Wiener MAkad. unterrichtete er dort als Prof. 1924–31 unterrichtete er an der Fachhochschule f. Musik u. darstellende Kunst (ao. Prof.), danach wieder an der MAkad. Sieben seiner Schüler (sein Nachfolger
E. Brabec, Hans Czegka, Robert Jelinek, Franz Kvarda, Herbert Magg, Karl Maurer sowie Ernst Pechhold) wurden ebenfalls
Wiener Philharmoniker. Nach seiner Beurlaubung (Pensionierung Ende November 1939) aufgrund antisemitischer Gesetze am 15.3.1938 emigrierte B. vermutlich im September 1938 (s.
Abb.) nach Großbritannien (
Exil), wo er zunächst als 1. Cellist des
Glasgower Symphonie-Orchesters tätig war. 1939–44 wieder Mitglied des
Rosé-Quartetts, das er gemeinsam mit A. Rosé in London neu gründete. 1947 nahm er während einer Tournee der
Wiener Philharmoniker in London und Edinburgh wieder seine alte Stelle an, 1948 wurde ihm diese Position aufgrund der Gegenwehr von
W. Furtwängler verwehrt. B. starb einen Tag nach der Absage. Seine Frau Katharina erhielt erst sechseinhalb Jahre nach B.s Tod und nur nach Intervention
B. Walters eine Pension für die 38 Dienstjahre ihres verstorbenen Mannes.
1. Preis beim Concurs für Streich- und Blasinstrumente und Orgel des Konservatoriums der GdM 1889; Reg.Rat 1927; Silberne Nicolai-Medaille der Wiener Philharmoniker 1947.
E. Strouhal (Hg.),
Gedenkbuch für die im Nationalsozialismus verfolgten Angehörigen der mdw – Univ. für Musik und darstellende Kunst WienGedenkbuch für die im Nationalsozialismus verfolgten Angehörigen der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (Studien zur Geschichte der mdw - Universität). Wien 2023. 2023; Ch. Merlin,
Die Wr. PhilharmonikerChristian Merlin, Die Wiener Philharmoniker. 2: Die Musiker und Musikerinnen von 1842 bis heute. Wien 2017. 2 (2017);
Orpheus im Exil 1995; A. Ehrlich (Hg.),
Das Streich-Quartett in Wort und BildA. Ehrlich (Hg.), Das Streich-Quartett in Wort und Bild. Leipzig 1898. 1898; M. Grassl/R. Kapp (Hg.),
Die Lehre von der musikalischen Aufführung in der Wiener SchuleChristian Glanz, Himmelblaue Zeit. Alt-Wien in der Operette, in: Wolfgang Kos (Hg.)/Christian Rapp (Hg.), Alt-Wien. Die Stadt, die niemals war. Wien Museum (Sonderausstellung des Wien-Museums 316). Wien 2004, 228–235. 2002; G. Gaugusch,
Wer einmal war 2 (2016), 2577; F-A 1 (1936);
Österr. Musik- u. Theaterztg. 8 (1891), 6;
Neues Wr. Tagbl. 14.1.1891, 4, 23.12.1896, 7;
Neues Wr. Journal 1.9.1921, 8, 21.1.1930, 11;
Dt. Kunst- u. Musik-Ztg. 2 (1893), 19;
NZfM 15.3.1893, 129;
Die Presse 14.11.1894, 11;
Wr. Sonn- u. Montags-Ztg. 15.11.1897, 2;
Ostdt. Rundschau 13.12.1930, 8; Geburtsbuch der IKG Wien 1858–64, RZ 6427; Trauungsbuch der IKG Wien 1900–02, RZ 635; Taufbuch der Pfarre St. Stephan (Wien I) 1899–1903, fol. 169; Taufbuch der Reformierten Stadtkirche (Wien I) 1891–95, fol. 107;
https://de.findagrave.com (8/2023); eigene Recherchen (
www.anno.onb.ac.at; Lehmann Adressbücher; Jahresberichte des Konservatoriums der
GdM).
Sein Sohn
Walter Paul (später auch Paul Walters): * 22.8.1907 Wien, † nach November 1961 (Ort?). Pianist, Organist, Musikpädagoge. Schulbesuch in Wien und der Schweiz. Laut eigenen Angaben erster öffentlicher Auftritt als Pianist im Alter von acht Jahren. Studierte 1919–28 Klavier (zunächst drei Jahre Vorbildung bei Josef Meyer und Fr. Schütz, danach Ausbildung bei J. Hofmann und F. Wührer) sowie 1925–28 Harmonielehre bei J. Marx und F. Schmidt an der Wiener MAkad. Ab 1926 trat er in Wien vereinzelt als Klavierbegleiter seines Vaters an die Öffentlichkeit. Im November 1929 ging er als Konzertpianist in die USA, wo er sich bald dauerhaft niederließ. Er spielte in den USA und Kanada und erteilte 1930–32 Klavierunterricht am Cleveland Conservatory of Music in Cleveland Heights, Ohio. 1934–42 unterrichtete er Musik an der Thacher School, einer Knabenschule in Ojai bei Los Angeles, CA. Nach dem Zweiten Weltkrieg verbrachte er zwei Jahre in Südamerika, wo er Volkslieder sammelte und mit christlichen Missionaren in Kontakt kam. In der Folge arbeitete er im humanitären Bereich und lebte ab 1954 immer wieder für längere Zeit in Spanien, wo er Albert Schweitzer kennenlernte, der ihn stark beeinflusste. 1961 verbrachte er einige Zeit mit Mutter und Tante in Wien und kehrte danach vermutlich nach Spanien (Mallorca?) zurück.
E. Strouhal (Hg.),
Gedenkbuch für die im Nationalsozialismus verfolgten Angehörigen der mdw – Univ. für Musik und darstellende Kunst WienGedenkbuch für die im Nationalsozialismus verfolgten Angehörigen der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (Studien zur Geschichte der mdw - Universität). Wien 2023. 2023;
Neues Wr. Journal 15.1.1926, 10, 23.1.1927, 27;
Reichspost 16.11.1926, 6;
Neues Wr. Tagbl. 9.12.1926, 10;
The Washington Post and Times Herald 26.12.1957, B8;
The Daily Colonist 30.9.1932, 7;
www.cagenweb.org (8/2023);
https://accvi.ca (8/2023); Mitt. Archiv MUniv. Wien (8/2023).
30.8.2023
Monika Kornberger,
Art. „Buxbaum, Familie“,
in:
Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung:
30.8.2023, abgerufen am
),
https://dx.doi.org/10.1553/0x0001f9af
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