Erste greifbare Manifestationen stammen aus der Renaissance. Die frühesten Exemplare finden sich in den höfischen Kunst- und Wunderkammern, zunächst in der Ambraser Sammlung des Erzhzg.s Ferdinand II. v. Tirol und später in der seines Neffen Rudolph II. in Prag. Es handelt sich um kunstvolles mechanisches Spielzeug, Tafelaufsätze und Möbel, deren vielfältige Funktionen auch M. miteinbeziehen. Die allerhöchsten Aufträge wurden von Augsburger Künstlern ausgeführt, als Beispiele seien hier zwei Werke von Hans Schlottheim genannt: 1582 baute er den Trompeterautomaten (Ambraser Inventar von 1596) mit 10-tönigem automatischen Regal und einer über den Gehäuseboden gespannten Trommelmembran mit 2 Schlägeln. Auf dem radförmigen Informationsträger sind ein Praeambulum und ein Hauptstück gesetzt und zur Musik bewegen sich die auf den zwei Etagen des Aufbaus befindlichen Figuren (zehn Trompeter und ein Heerpauker). Wahrscheinlich für Rudolf II. schuf er 1585 einen Tischautomaten in Form eines 66cm langen Schiffes, das fährt und die Kanonen abfeuert und mit einem Regal und einem Flötenwerk Musik eines Trompeterkorps bzw. von Pfeiffer und Trommler produziert, zu der die Figuren auf Deck die Instrumente anheben bzw. die Trommeln schlagen (zwei ähnliche Schiffe befinden sich in London bzw. im Château d’Ecouen bei Paris). Auch Glockenspiele begegnen uns, etwa in der „Trauttmansdorfschen“ Uhr von 1596 in Prag. Von den Möbelstücken ist ein Augsburger Kunstschrank (ca. 1620/25, 1737 in der Prager Kunstkammer nachweisbar) zu nennen: bekrönt wird der Bau von einer Uhr, darunter befindet sich ein reich ausgestatteter Saal in dem sich eine weibliche Figur bewegt, und im quadratischen Sockel ist das Orgelwerk mit Federwerk, Blasbälgen, zwei Registern Holzpfeifen und Stiftwalze untergebracht. Wahrscheinlich für Leopold V. von Tirol wurde ein Kunstschrank angefertigt, der ein automatisches Spinett des Augsburger Instrumentenmachers Samuel Bidermann II (1600– ca. 1661) enthält.
Im Bereich von „Großinstrumenten“ ist auf die Glockenspiele hinzuweisen und sind die Walzenorgeln zu nennen, die im Laufe des 16. Jh.s den Hornwerken auf Hohensalzburg, in Kremsmünster und Olmütz hinzugefügt und von heimischen Orgelmachern hergestellt wurden. Im Übrigen war man auf „Importe“ angewiesen, es sei nur daran erinnert, dass man – offensichtlich mangels geeigneter Fachkräfte – 10 Jahre benötigte, um das für die Salzburger Residenz in Holland gekaufte Glockenspiel in Betrieb zu nehmen. Über Prag kam 1711 eine mehr als 5½ m hohe Augsburger Monumentaluhr (ca. 1702 erbaut) nach Wien, die auch ein Orgelwerk, Glockenspiele, Saitenspiel sowie Trommel und Pfeifen über einen Gewichtsantrieb in Funktion setzen konnte. 1839 wurde die Uhr von der Stadt Wien wieder verkauft, die Hoffnungen auf hohe Einnahmen aus der Schaustellung dieses Wunderwerks waren schwer enttäuscht worden. Salomon de Caus’ Ideen und italienische Vorbilder fanden ihre Verwirklichung in den Wasserspielen und Grotten von Schloss Hellbrunn/Sb (1. Hälfte des 17. Jh.s), von denen eine auch mit zwitschernden Vögeln ausgestattet wurde. 1748–52 wurden die Wasserautomaten noch um ein mechanisches Theater und eine Walzenorgel (ebenfalls mit Wasserkraft betrieben) ergänzt, für die J. E. Eberlin einige Stücke komponierte.
Das Jahr 1750 sah die Ankunft der „kaiserlichen Vorstellungsuhr“ in Wien, eine Glanzleistung der Brüder Ludwig und Friedrich Knaus in Darmstadt/D. Die Uhr, für die allein schon 70 kg Silber verwendet wurden, präsentiert eine mechanisch bewegte Huldigungsszene, zu der von einem 29-tönigem Glockenspiel Musik erklingt. Auf der 40 cm langen Stiftwalze sind 4 Stücke notiert. Ein ähnlicher Automat, die „Ritterspieluhr“, von Ludwig Knaus (Vater) schon Anfang des 18. Jh.s gebaut und in ein späteres Gehäuse montiert, zeigt ebenfalls eine bewegte Szene, ein Turnier, und besitzt ein 19-töniges Glockenspiel. Dieses Werk erhielt der Wiener Hof aus dem Erbe des Friedrich Knaus, der 1756 als Hofmechaniker in das physikalische Hofkabinett eingetreten war. In dieser Funktion befasste er sich aber mit praktischen Dingen, konstruierte Schreibautomaten und dergleichen. An musikalischen Spielereien hatte das Kaiserhaus offensichtlich kein Interesse, einen von Knaus konstruierten Automaten in der Form eines Flöte spielenden Jünglings schenkte der an naturwissenschaftlichen Dingen interessierte Kaiser an ein anderes Fürstenhaus weiter. 1823 kam der Prunkschrank mit Saiten- und Flötenspielwerk, 1776 von David Roentgen für den Statthalter der Niederlande in Brüssel gebaut, an das Wiener Polytechnikum, Erzhzg. Karl hatte das Möbelstück geerbt. Später wurde es dem Museum für angewandte Kunst weitergegeben. Den Ankauf der monumentalen Augsburger Kunstuhr, die 1839 von der Stadt Wien veräußert wurde, lehnte der Hof ab. Hingegen erwarb die den Künsten sehr zugetane zweite Gemahlin Franz I., Maria Theresia von Neapel-Sizilien, von J. N. Mälzel „eine kleine Panharmonika mit einem Flötenecho“. Außerdem ließ Franz I. in einem Turm der Franzensburg (Laxenburg) 1829 ein Glockenspiel installieren.
Trotz des geringen Interesses des Wiener Hofs (im Gegensatz zu dem in Berlin oder St. Petersburg/RUS) wurde Wien gegen Ende des 18. und zu Anfang des 19. Jhs. zu einem europäischen Zentrum auf musikalisch-mechanischem Gebiet. Den Anfang machte die Institutionalisierung des Drehorgelwesens durch Maria Theresia, gefolgt von der Ende des 18. Jh.s aufkommenden Flötenuhr-Mode, die noch über die Biedermeierzeit hinaus ungebrochen florierte. Die ersten Instrumente entstanden in Prag, Buchner nennt einen Orgelsekretär von 1774 und insgesamt vier Hersteller von Flötenuhren, aber das Schwergewicht verlagerte sich nach Wien, und Keeß stellt 1823 fest: „Wien ist übrigens wegen der größeren Zahl der für ähnliche Luxusgegenstände geeigneten Käufer [...] der einzige Ort der Monarchie, wo Flötenwerke gemacht werden“. Weniger begüterte Kreise mussten sich mit der Drehorgel oder mit der billigsten Variante, sog. „Vogelwerkel“ mit 13 Tönen und 7–8 Stücken auf der Walze begnügen. Zu eben dieser Zeit begannen Franz Rzebitschek in Prag und Anton Olbrich in Wien mit der Herstellung von Kammspielwerken.
Auch die frühesten komplexen M., „Orchesterwerke“, wie die zeitgenössische Literatur sie nannte, sind in Wien zu finden. Im März 1800 berichtete die AmZ, dass J. N. Mälzel ein derartiges Instrument erbaut habe, ein Vorläufermodell des wenig später erschienenen Panharmonikons. 1810 stellte Joseph Gurk, Esterházyscher Bibliotheksdiener und Gehilfe des für seine Flötenuhren berühmten P. Primitivus Niemecz, auf der Leipziger Messe gleichfalls ein „Panharmonikon“ mit recht ähnlicher Disposition wie das Mälzelsche vor (ein Konkurrenzprodukt?). 1801 berichtete die AmZ aus St. Petersburg von einem „mechanischen Orchester“ mit 8 Pfeifenregistern. Das Instrument hat insofern einen Österreich-Bezug, da dessen Erbauer, Johann Georg Strasser und sein Sohn, 1795 von Baden nach St. Petersburg gegangen waren, nachdem ihnen einige Jahre zuvor eine große Spieluhr von der Zarin abgekauft worden war; außerdem spielte ihr „mechanisches Orchester“ Werke von J. Haydn, A. Eberl und W. A. Mozart, darunter seine „Fantasie“ KV 608. Mälzels Innovation ist die Verwendung der durchschlagenden Zunge, die er in seinem Panharmonicon zum Einsatz brachte. Sein nicht minder erfolgreicher Trompeterautomat wurde prompt nachgebaut: von Friedrich Kauffmann (er lernte den Mälzelschen Trompeter in Wien kennen) in Dresden/D 1810 und in einer Gemeinschaftsproduktion von Peter Heinrich (Prag) und Christian Seyffert (Wien) in den Jahren 1816/17. J. N. Mälzel brachte später noch eine eigene Trompetenmaschine heraus, ebenso Ludwig Bolzmann (Wien), A. Wolf (Prag?), und 1825 L. Mälzel das Metall-Harmonikon. Das „Aeolodikon“ von Michael Joseph Kinderfreund und Wenzel Balke (Prag 1826), das nach Keeß und Blumenbach (1830) ein Orchesterwerk mit Blas- und Streichinstrumenten gewesen sein soll (die Quelle ist sich über die Natur des Instruments selbst nicht ganz im Klaren), entpuppte sich bei näherer Prüfung lediglich als ein Zungenwerk mit Klaviatur. 1828 wurde schließlich von Christian Heinrich und Johann Bauer in Wien ein großes „Orchestrion“ (erstmals wird mit diesem Terminus ein Musikautomat benannt) mit drei gleichzeitig spielenden Walzen vorgestellt.
Mit diesen Instrumenten, die bis auf Ausnahmen (Orchestrion von J. Deutschmann) keine Nachfolge fanden, ging die große Zeit der musik-mechanischen Künste in Wien zu Ende. Was blieb, war zunächst noch die Erzeugung von Flötenwerken, jene von Drehorgeln und Kammspielwerken hielt sich bis ins 20. Jh. Dazu kam in der 2. Hälfte des 19. Jh.s die Herstellung von Zungendrehorgeln (Melodion, Harmonika). Der Markt wurde aber zunehmend von deutschen Fabrikaten (Zungeninstrumente, Plattenspieldosen, pneumatische Klaviere, Orchestrions etc.) beherrscht. Pneumatische Orgel-Orchestrions wurden in Wien bis in die 1920er Jahre von F. Molzer jun. und später von seinem Schüler Karl Soukop gebaut. Gegen Ende des 19. und Anfang des 20. Jh.s versuchten einige Firmen am enormen Erfolg der deutschen Klavierorchestrions mit eigenen Produkten zu partizipieren (die Klavierfirma Hofmann & Czerny mit der Marke „Continental“ war innerhalb der österreichisch-ungarischen Monarchie führend, Gebrüder Stingl u. a. Kleinerzeuger blieben unbedeutend).
In Tschechien konnten sich auf diesem Gebiet mehrere lokale Erzeuger etablieren. Vaclav Hrubes (Prag) baute in der 2. Hälfte des 19. Jh.s noch Flötenwerke in der Wiener Tradition, sein Sohn erzeugte Orchestrions. Um und nach 1900 bauten etliche Betriebe billige Klavierorchestrions mit Walzen, vornehmlich für den Gebrauch in Gasthäusern: Diego Fuchs (erste Prager Musikwerke- und Orchestrionfabrik), Ignaz Klepetar (Prag), Jan Stycha (Mnichovice bei Prag), Karl Czech in Brünn (Marke „Stephanie“), Orchestrionfabrik Albert Melnik in Trautenau (Trutnov), erste Reichenberger Orchestrionfabrik Lina Eisert, Gebr. Loos in Seestadtl (Ervěnice), Gebr. Riemer in Kratzau (Chrastava), Letztere erzeugten auch größere Instrumente und elektrische Orchestrions mit den modernen Notenrollen.
Mit dem von Wayne Stahnke entwickelten Bösendorfer Computerflügel 290 SE (1985) wurde die Idee des Reproduktionsklaviers (Fa. Welte 1904) wieder aufgegriffen. Der Einsatz der Elektronik ermöglicht zudem die weltweite Vernetzung und beliebige Manipulation der Einspielungen.
(Alphabetisch:) AmZ 1800ff; E. v. Bassermann-Jordan, Die Wasserautomaten und Wasserkünste im Parke des Lustschlosses Hellbrunn bei Salzburg 1928; Beschreibung der Erfindungen und Verbesserungen, für welche in den kaiserlich-königlichen österr. Staaten Patente ertheilt wurden, und deren Privilegiums-Dauer nun erloschen ist 1841–47; A. Buchner, Ceske automatofony 1957; A. Buchner, Vom Glockenspiel zum Pianola 1959; A. Chapuis/E. Gélis, Le monde des automates 1928; W. Hummelberger, Das bürgerliche Zeughaus 1972; Kat. der Slg. für Plastik und Kunstgewerbe, 2. Teil: Renaissance 1966; St. v. Keeß, Darstellung des Fabriks- und Gewerbewesens im österr. Kaiserstaate 2 (1823); St. v. Keeß/W. C. W. Blumenbach, Systematische Darstellung der neuesten Fortschritte in den Gewerben und Manufacturen und des gegenwärtigen Zustandes derselben 2 (1830); H. Kowar in Jb. des KHM.s Wien 13/14 (2011/12); Fr. von Knauß, Selbstschreibende Wundermaschinen, auch mehr andere Kunst-und Meisterstücke 1780; E. v. Kurzel-Runtscheiner in Bll. für Technikgesch. 1983, H. 5; M. M. Schneider-Cuvay in Das Mechanische Musikinstrument 7/19 (1981); M. Siegl, Ein mechanisches Spinett von Samuel Bidermann im Augsburger Kunstschrank aus Ambras, Dipl.arb. Wien 2008; E. Simon, Mechanische Musikinstrumente früherer Zeiten und ihre Musik 1960; E. Weißflog in Das mechanische Musikinstrument 25/74 (1999); P. de Wit, Welt-Adressbuch der gesamten Musikinstrumenten-Industrie 1903 u. 1909; H. Kowar in Das Orgelforum Nr. 9 (2006); G. Lade in Das Orgelforum Nr. 5 (2002).