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Pálffy-Erdőd, Pálffy-Erdőd, true Familie
Altungarisches Grafengeschlecht, das v. a. in Oberungarn (Slowakei) reich begütert war und ab dem 16. Jh. zahlreiche bedeutende Offiziere sowie Hofbeamte stellte. Einige Familienmitglieder traten auch als Kunst- und Musikförderer (Mäzen) in Erscheinung, v. a. im Zusammenhang mit der Biographie W. A. Mozarts verdienen mehrere Personen Erwähnung. In Wien gibt es zwei Palais P. (Wien I, Josefsplatz 6 u. Wallnerstraße 6), wobei es in jenem am Josefsplatz (Fassade ca. 1575, seit 1684 im Besitz der P.) noch vor der UA am 1.5.1786 im Burgtheater zu einer Vorstellung von Mozarts Oper Le nozze di Figaro im privaten Kreis gekommen sein soll. Derzeit (2004) befindet sich in dem Gebäude das Österreichische Kulturzentrum, seine Räume werden für Ausstellungen und Konzertveranstaltungen genutzt.

Nikolaus (Miklós): * 4.9.1710 Wien, † 6.2.1773 Wien. Sohn von Leopold (Lipót; * 15.10.1681 Wien, † 27.3.1720 Wien) und Maria Anna, geb. Gräfin Ratuit de Souches 1733 ehelichte er Maria Anna Gräfin von Althan. N. wurde 1732 K. k. Kämmerer, zwei Jahre später Oberhofmeister und 1745 geheimer Rat am Kaiserhof. Ab 1751 Obergespan des Pressburger Komitats, war er 1758–62 ungarischer Hofkanzler und 1765 Judex Curiae. N. begegnete Mozart vermutlich erstmals am 11.10.1762 im Rahmen einer Akademie bei Rudolf Joseph Graf von Colloredo-Waldsee, fünf Tage später trat Mozart in N.’ Palais am Josefsplatz auf.


Ehrungen
Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies 1767; Großkreuz des St. Stephan-Ordens 1767.


Sein Sohn

Karl Josef Hieronymus (Károly József Jeromos): * 1.10.1735 Wien, † 25.5.1816 Wien. War u. a. ab 1776 ungarischer Vizekanzler und ab 1787 Hofkanzler der Ungarisch-Siebenbürgischen Hofkanzlei. Er hörte Mozart bereits im September 1762 in Linz spielen und verbreitete noch vor dessen Eintreffen in Wien die Nachricht von seinem großen Können und Talent. Er gehörte der Freimaurerloge Zur gekrönten Hoffnung bzw. ab 1786 der Loge Zur neugekrönten Hoffnung an.


Ehrungen
Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies 1782; Großkreuz des St. Stephan-Ordens; Erbländischer Fürstenstand 1807.


Dessen Sohn

Joseph Franz (József Ferenc): * 2.9.1764 Wien, † 13.4.1827 Pressburg (Bratislava). War K. k. Kämmerer sowie Hofrat der Ungarisch-Siebenbürgischen Hofkanzlei und Mitglied der Freimaurerlogen Zur wahren Eintracht (ab 1783) und Zur Wahrheit (ab 1786), in denen auch Mozart verkehrte. 1784 gehörte er auch zu den Subskribenten von Mozarts Konzerten im Trattnerhof (Wien I, Graben). Auch sein Bruder Nikolaus Joseph (Miklós József; * 2./3.12.1765 Wien, † 26.5.1800 Chiusella/I) betätigte sich zur selben Zeit in den genannten Logen. Entweder bei deren Cousin, dem K. k. Kämmerer und ungarischen Obersthofmeister Leopold (Lipót; * 24./29.10.1739 Stampfen/Ungarn [Stupava/SK], † 4.10.1799 Wien), oder bei J. L. P.-E. spielte Mozart am 9.4.1784.

L.s Sohn

Ferdinand (Nándor): * 1.2.1774 Wien, † 4.2.1840 Wien. Theaterdirektor und Montanist. War neben seiner Haupttätigkeit im Amt für Münz- und Bergwesen Mitbegründer jener Cavaliersgesellschaft (1807–13), die sich aus Mitgliedern der Familien Lobkowitz, Esterházy, Lodron, Schwarzenberg sowie Zichy zusammensetzte und die Hoftheater pachtete bzw. das Theater an der Wien kaufte. 1810 teilte P. die Hoftheater in das Burgtheater als Sprechbühne und das Kärntnertortheater für Opernaufführungen; 1811 Direktor der Hoftheater und 1814–17 alleiniger Pächter. Anschließend aufgrund finanzieller Probleme resignierend, versuchte er das Theater an der Wien zum Erfolg zu führen (seit 1811 geleitet, 1813/14 erworben), was ihm zunächst mit (Kinder-)Balletten (F. Horschelt), Singspielen, Opern und Schauspielen gelang. 1825 wurde das Theater jedoch aufgrund großer Schuldenlast geschlossen, P. flüchtete nach Pressburg und kehrte erst 1830 nach Wien zurück. Fr. Schubert widmete ihm seine Klaviersonate zu vier Händen D 617, wohl als Dank für die UA.en von Die Zauberharfe und Rosamunde am Theater an der Wien (1820 bzw. 1823).

Nikolaus’ Großcousin im zweiten Grad

Johann Leopold (János Lipót): * 18.8.1728 Pressburg (Bratislava), † 23.2.1791 Pressburg (Bratislava). Schlug wie sein Vater (Nikolaus [Miklós]; * 24.10.1699 [Ort?], † 29.6.1734 [Ort?]) die militärische Laufbahn ein. Mitglieder seiner spätestens im Herbst 1781 aufgelösten Kapelle waren jedenfalls J. Grießbacher, L. Gehring, der Oboist Friedrich Zinke, der Violinist und Fagottist Johann Franz sowie die Violinisten Wenzel Wawra und Anton Janitsch. Aus seiner Ehe mit Gabriela Gräfin von Colloredo (einer Schwester von H. v. Colloredo-Waldsee) ging u. a. Josepha Gabriela (Józsefa Gábora; * 7.7.1765 [Ort?], † ?) hervor, die im Jänner 1783 Mozarts Schülerin wurde.


Literatur
Wurzbach 21 (1870); A Pallas Nagy Lexikona 13 (1897); Révai Nagy Lexikona 15 (1922); W. A. Bauer/O. E. Deutsch (Hg.), Mozart. Briefe und Aufzeichnungen, 7 Bde. 1962ff; E. Schenk, Mozart 21975; H. Schuler, Mozart und die Freimaurerei 1992; H.-J. Irmen, Mozart. Mitglied geheimer Ges.en 1988; H. W. Hamann in MozartJb 1962/63; ÖBL 7 (1978); Czeike 4 (1995); Hadamowsky 1988; Deutsch, Mozart Dokumente 1961; SchubertL 1997; BeethovenH 1926; Kosch 2 (1960); G. Staud, Adelstheater in Ungarn 1977; H. Strebel, Anton Stadler: Wirken u. Lebensumfeld des „Mozart-Klarinettisten“ 2016; MGÖ 2 (1995); WStLA (Portheim-Kat.; TBP 1720, 1799, 1816); www.palais-palffy.at; www.aeiou.at (6/2004); eigene Recherchen (Genealogische Taschenbücher).


Johann Leopolds Sohn

Franz (Franciscus Seraphicus Aloysius Meinradus Joannes Nepomucenus Joannes Baptista Achatius): * 22.6.1780 Wien, † 14.11.1852 Wien (begr. Baden/NÖ). War k. k. wirklicher Kämmerer und trat als großer Gönner von Baden auf. Ab Mitte der 1830er-Jahre (erstmals 1837?) bis zu seinem Tod finanzierte er die dortige Parkmusik aus eigener Tasche, da der Stadt die finanziellen Mittel dafür fehlten. Hierbei engagierte er bekannte Wiener Musiker, wie z. B. H. Proch (zumindest 1837/38) oder Aegid Borzaga (1838). Für das Jahr 1847 ist die Besetzung der Kapelle genau überliefert: M. Durst (Leiter, auch schon 1846, noch 1852), K. Heißler (1. V.), Ignaz Bauer (2. V.), J. Schmuck (Va.), K. Schlesinger (Vc., noch 1852), A. Janausch (Kb.), Al. Khayl (Fl.), J. Friedlowsky (Klar.), Luksch (Fg.), Eduard König (1. Hr.), Schillinger (2. Hr.), J. Dachs (Kl.; auch noch 1852). 1848 dürften dieselben Musiker gespielt haben. Das Arrangement der Musikstücke (jährlich etwa 30 Stücke) erfolgte durch M. Durst und J. Dont, 1847 lagen bereits rund 300 für diese oder ähnliche Besetzungen spielbare Stücke vor. 1850 spielte die Kapelle viermal wöchentlich in den Sommermonaten. Daneben zeichnete P. gemeinsam mit einigen anderen adeligen Kur- und Sommerfrischegästen auch für die Veranstaltung von Bällen, Feuerwerken etc. verantwortlich. Im Oktober 1850 engagierte er die deutsche Schauspielgesellschaft aus Wiener Neustadt für Baden. 1846 führten Mitglieder des Wiener Männergesang-Vereins und des Josefstädter Kirchenmusikvereins (Wien VIII) zu seinen Ehren bei der Cholerakapelle im Helenental bei Baden eine Vokalmesse von T. Haslinger unter J. F. Kloss’ Leitung als Votivmesse auf.


Literatur
A. Willander, Musikgesch. der Stadt Baden 1980, 59; Wurzbach 23 (1872) [Proch]; Allgemeine Theaterztg. 18.7.1838, 635; Wr. Ztg. 8.2.1839, 203, 20.11.1852, Abendbl., 1066, 20.9.1850, Amtsbl., 498, 21.3.1852, 794, 17.7.1852, Abendbl., 646; Der Humorist 13.9.1845, 879, 14.6.1847, 562, 2.7.1847, 628, 7.7.1847, 642, 15.8.1850, 779f, 19.9.1850, 897, 12.7.1851, 754, 31.7.1851, 830, 25.6.1852, 602; Wr. allgemeine Musik-Ztg. 5.9.1846, 435f, 17.9.1846, 452; Oesterr. Morgenbl. 3.7.1847, 316, 8.3.1848, 120; Die Gegenwart 8.7.1847, 708, 3.9.1847, 904; Fremden-Bl. 26.9.1850, 2, 24.12.1851, 4, 25.7.1852, 3; Die Presse 18.11.1852, 3; Berliner Musikztg. 28.8.1852, 269f; Taufbuch 1776–81 der Schottenpfarre (Wien I), fol. 254r; Sterbebuch 1845–70 der Pfarre St. Michael (Wien I), fol. 78; Sterbebuch 1852–60 der Pfarre Baden-St. Stephan, fol. 2.


Unbekannt ist das Verwandtschaftsverhältnis von

Béla: * 30.5.1932 Szigetvár/H. Komponist. Studierte Gesang und Geschichte an der Pädagogischen Hsch. in Pécs/H sowie Komposition am dortigen Konservatorium. 1957 emigrierte er nach Österreich und setzte sein Studium bei K. Schiske an der MAkad. Wien fort (bis 1962). Zusammenarbeit u. a. mit M. Heltau. Er versucht das alte pannonische Kulturgut mit Bearbeitungen von Liedern und Tänzen zu bewahren.


Werke
U-Musik (Chansons, Tanzmusik, Wienerlieder); Jazzmesse 1996; Lieder; Grillenquartett f. 4 Klar.n. 1981/85; Bearbeitungen.
Literatur
MaÖ 1997; www.mica.at (9/2004).

Autor*innen
Christian Fastl
Alexander Rausch
Letzte inhaltliche Änderung
16.2.2023
Empfohlene Zitierweise
Christian Fastl/Alexander Rausch, Art. „Pálffy-Erdőd, Familie“, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 16.2.2023, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0006ddb7
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Karl Josef Hieronymus Fürst Pálffy-Erdőd© Bildarchiv Austria, ÖNB
Joseph Franz Fürst Pálffy-Erdőd© Bildarchiv Austria, ÖNB

DOI
10.1553/0x0006ddb7
GND
Pálffy-Erdőd, Karl Josef Hieronymus: 143013203
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Pálffy-Erdőd, Joseph Franz: 1038499186
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Pálffy-Erdőd, Nikolaus Joseph: 1038500087
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Pálffy-Erdőd, Ferdinand: 11601847X
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Pálffy-Erdőd, Johann Leopold: 1038500508
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Pálffy-Erdőd, Nikolaus: 1038500923
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Pálffy-Erdőd, Josepha Gabriela: 1038501563
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Pálffy-Erdőd, Franz: 1298297184
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Pálffy-Erdőd, Béla: 103850175X
OBV
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