Seine Söhne
Joseph (I) Bartholomäus: * 20.8.1781 Hermannstädtel, † 23.1.1829 Wieden. Musiker (Oboe, Viola). Ausgebildet durch den Thurner von Wiener Neustadt, war K. zunächst 1803–06 Substitut am Kärntnertortheater, danach (1806–11) als Musiker in einigen Regimentskapellen tätig (Militärmusik). Nach dem Ausscheiden aus dem Militär fand er 1812 Aufnahme als 2. Oboist (neben J. Czerwenka) in das Hofopernorchester (ab 1822: 1. Oboist) und wurde mit 1.11.1813 in die Wiener Hofmusikkapelle aufgenommen. 1817–23 trat K. mit seinen Brüdern Aloys und Anton häufig als Trio bei Akademien auf (F. Weiß, M. J. Leidesdorf, J. Preindl, St. Franz, I. Moscheles schrieben Werke für sie) und genoss als Virtuose einen guten Ruf. Mitte der 1820er Jahre erkrankte K. an Tuberkulose, sodass ihn Hofkapellmeister J. Eybler 1828 zur Viola versetzte (Nachfolger als 1. Oboist: Jak. Uhlmann), doch verstarb K. wenige Monate später.
Johann (II) Evangelist: * 3.9.1785 Hermannstädtel, † 19.11.1814 Wieden. Fagottist. Dürfte wie sein älterer Bruder die musikalische Ausbildung in Wiener Neustadt erhalten haben. Ab 1807 war er als Fagottist am Wiener Hoftheater (Burgtheater) beschäftigt.
Anton (I) Irenäus: * 8.4.1787 Hermannstädtel, † 28.4.1834 Wieden. Trompeter. Ebenfalls von den Thurnern von Wiener Neustadt ausgebildet, stand 1810/11 in Diensten des Fürsten Esterházy. 1819–34 diente er als kaiserlicher Hoftrompeter (mit Soloverpflichtung) in der Hofkapelle und ab 1811 bereits im Orchester der Hoftheater. In diversen Akademien trat er als viel gefeierter Virtuose in Erscheinung.
Trompetenwerke.
Aloys: * 3.6.1791 Hermannstädtel, † 18.12.1866 Oberdöbling (Wien XIX). Flötist. Nach seiner Ausbildung durch die Eltern kam K. nach Wien und setzte seine Ausbildung bei L. Gehring am Konservatorium fort. 1808 wurde K. 2. Flötist am Theater an der Wien, 1810 am Burgtheater (1820 1. Flötist) und 1831 (bis 1848) Prof. für Flöte am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde. K. trat daneben v. a. bis 1848 bei diversen Konzerten und Akademien als Flötenvirtuose auf und zählte ab den 1820er Jahren zu den besten Wiener Flötisten (L. v. Beethoven dürfte mehrere Piccolo-Passagen in seinen Werken für Al. K. geschrieben haben). Mit ihren Auftritten haben die Brüder K. das Wiener Konzertleben des Biedermeier wesentlich mitgestaltet.
Josephs (I) Sohn Joseph (II) Ignaz: * 24.10.1813 Wieden, † 28.7.1839 Wieden. Musiker (Flöte, Czakan, Geige). Schüler von L. Jansa, trat mit seinem Onkel Aloys als Czakan-Virtuose bzw. Geiger 1823–31 in Wien mit großem Erfolg auf. 1828 spielte er in einem Konzert mit Fr. Schubert, 1829 dürfte ihn F. Chopin bei einer Polonaise von J. Mayseder begleitet haben. Er starb als unbezahlter Violinist des Burgtheaters.
Antons (I) Sohn
Anton (II) Joseph: * 6.4.1819 Wieden, † vor 3.11.1909 Budapest. Pianist. Vermutlich Schüler von A. Halm, zeigte er früh außergewöhnliche Begabung und scheint 1832 erstmals öffentlich in Erscheinung getreten zu sein. Auftritte in Wien sind bis 1835 belegt, danach dürfte er ins Ausland gegangen sein. Ab 1854 ist er in Budapest belegbar, wo er nicht nur als Klaviervirtuose, sondern auch als Klavierpädagoge einen hervorragenden Ruf genoss; 1889–93 unterrichtete er am Ungarischen Nationalkonservatorium. 1865 reiste K. nach Wien, Sommeraufenthalte sind 1871 in (Bad) Ischl und 1872 in (Bad) Sauerbrunn/Bl nachweisbar. Er trat noch 1906 öffentlich als Konzertpianist auf.
Unklar ist, in welchem Verwandtschaftsverhältnis der Musiker Anton K. (* ca. 1754 Hermannstädtel, † ?), Sohn des Haupt-Buchhalters Wenzel K., zu der Familie stand. A. K. verehelichte sich 1806 in der Leopoldstadt (Wien II). Eine Franziska K. studierte 1840–45 am Konservatorium der GdM Gesang.
Th. Albrecht in Wr. Oboen-Journal 47 (Oktober 2010) u. 48 (Dezember 2010); MGG 7 (1958); MGG 7 (1958); Lindner 1999; D. Barner, Die Brüder K., Dipl.arb. Wien 2000; J. Pratl/H. Scheck, Regesten der Esterházyschen Acta Musicalia und Acta Theatralia in Budapest 2004; J. Pratl, Acta Forchtensteiniana 2009; HaydnJb 14 (1983), 122 u. 126; HaydnJb 15 (1984), 134; ÖBL 3 (1965); Köchel 1869; LdM 2000; C. F. Pohl, [Fs.] Die Ges. der Musikfreunde des österr. Kaiserstaates u. ihr Conservatorium 1871, 150; Wr. Zs. 19.5.1832, 488, 25.1.1834, 88, 3.12.1835, 1172; Allgemeiner Musikalischer Anzeiger 7.6.1832, 92; Der Wanderer 30.11.1832, 4; Wr. allgemeine Theaterztg. 7.3.1818, Beilage, 9f; Allgemeine Theaterztg. u. Originalbl. 18.12.1832, 1007, 30.1.1834, 86f; Pest-Ofner Localbl. 11.11.1854, 2, 14.12.1856, 1, 8.12.1857, 1; Fremden-Bl. 24.9.1865, 13; Bll. f. Theater, Musik u. Kunst 8.6.1869, 183; [Grazer] Tagespost 25.8.1872, Morgenbl., 18; Neue Zs. f. Musik 17.7.1889, 348, 16.10.1889, 481, 13.11.1889, 528, 12.4.1893, 176; Musikalisches Wochenbl. 7.11.1889, 544; Signale f. die Musikalische Welt 51 (1893), 216; Pester Lloyd 30.1.1906, 8, 3.11.1909, 10; Ischler Cur-Liste 8.8.1871, Fremden-Liste Nr. 45, 3; Tauf-, Trauungs- und Sterbebuch 1771–84 der Pfarre Hermannstädtel, fol 125v; Taufbuch 1784–99 der Pfarre Hermannstädtel, pag. 15, 28, 60; Taufbuch 1819–24 der Pfarre St. Karl (Wien IV), fol. 7; WStLA (Verlassenschaftsabhandlung Mag. Zivilgericht, 4963/1814 [Jos. K.]; TBP 1814).
Christian Fastl