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Reitinger, Reitinger, true Jaro (eig. Jaroslav Vojtech)
* 1885-04-2020.4.1885 Netolitz/Böhmen (Netolice/CZ), † --nach Jänner 1944 (Ort?). Kapellmeister, Komponist, Pianist. Wuchs spätestens ab 1888 in Wien auf, wo sein Vater Andreas (eig. Andřej, * 14.3.1836 Protiwin/Böhmen [Protivín/CZ], † 14.3.1922 Wien) als Gemischtwarenhändler tätig war. R. erhielt seine Musikausbildung in Wien (nicht am Konservatorium der GdM). 1907 fungierte er als Klavierbegleiter des Geigers Hans Löw in Baden, 1908 begleitete er den Geiger Ernest Small in Wiener Neustadt. 1910/11 war er 2. Kapellmeister und Chordirektor am Colosseum-Theater in Essen/D, danach ging er über Mährisch-Ostrau nach Hamburg/D, wo er vermutlich bis 1916 als Kapellmeister tätig war. 1915/16 unternahm er mit M. Mars eine Wohltätigkeitstournee zugunsten des Roten Kreuzes durch zahlreiche Städte der Habsburgermonarchie (u. a. Olmütz, Krakau, Wien, Villach, Klagenfurt, Innsbruck, Triest). Ab spätestens 1921 trat er als Komponist von Schlagern und Wienerliedern hervor, letztere häufig mit Texten von A. Steinberg-Frank. Einige seiner Titel wurden auch auf Radio Wien gespielt. Am 9.11.1926 heiratete er die Beamtin Ella Henriette Aloisia Elisabeth, geb. Jurschina (* 21.7.1900 Wien, † 2.11.1991 Wien). Zumindest 1928/29 war R. Verlagsmitarbeiter der Edition Scala, stellte Arrangements her und verfasste 1929 für deren Wiener Musik-Magazin Operettenkritiken. Im Sommer 1929 übernahm er die musikalische Leitung der Komödie (Wien I, Johannesgasse). Hier arbeitete er u. a. mit der Jazzkapelle Hans R. Korngold und den aus Deutschland stammenden Sid Kay’s Fellows zusammen und war für die Einstudierung und Leitung mehrerer Operetten (u. a. EA.en von F. Raymonds Die Jungfrau von Avallon und von R. Benatzkys Meine Schwester und ich sowie UA von E. Straus’ Ein entzückender Mensch) zuständig. In dieser Zeit machte R. als Orchesterleiter drei Plattenaufnahmen mit O. Karlweis bzw. dem Bohème-Quartett. Im Herbst 1932 leitete er am Raimundtheater zumindest zwei Produktionen. Später wechselte er ans Scala-Theater, wo er u. a. im April 1935 die Revueoperette Servus, Servus! seines Freundes R. Stolz dirigierte. Sein letztes Dirigat dort dürfte im Mai 1938 stattgefunden haben, als er J. N. Nestroys Freiheit in Krähwinkel leitete. Daneben fungierte er im Februar 1936 als Dirigent des Notstandsorchesters auf Radio Wien und war ab Herbst 1937 Musiklehrer am Scala-Seminar des Direktors des Theaters, Rudolf Beer. Im Jänner 1939 dirigierte R. die UA von M. Niederbergers musikalischem Lustspiel Ist Valentin verrückt? Zuletzt war R. Anfang 1944 als Klavierbegleiter einer Kindergruppe tätig, danach verliert sich seine Spur.
Schriften
Rezensionen f. d. Wr. Musik-Magazin.
Werke
Schlager (Wer war die Dame von gestern Nacht? [T: Kurt Robitschek], Tristeza [T: Egon Schubert], Wenn Du bei mir bist [T: W. Sterk], So lang’ Du spielst [T: A. Steinberg-Frank]); Wienerlieder (Wenn im Wienerwald erblüh’n die Veigerln [A. Steinberg-Frank], Ich weiß ein ganz kleines Gasserl [T: A. Steinberg-Frank], Spielts mir wieder Wiener Lieder [T: A. Steinberg-Frank]); Danse espagnole für zwei V. u. Kl.; Plattenaufnahmen.
Literatur
L. Bossi (Hg.), Trieste 1900–1999, 1998, Bd. 2, 43; T. Krzeszowiak, Theater an der Wien 2002, 140; Wr. Musik-Magazin 2/1 [1927], o. S.; Neues Wr. Tagbl. 13.8.1929, 9, 3.9.1932, 16, 17.5.1938, 11; Neues Wr. Journal 7.9.1930, 30; Mährisches Tagbl. 2.11.1915, 6; Mödlinger Ztg. 7.4.1907, 3; Das Vaterland 28.2.1908, 10; Kleine Volks-Ztg. 17.1.1944, 3; www.demos.ac.at (12/2023); Taufbuch der Pfarre Netolice 1866–86, fol. 270; Trauungsbuch der Pfarre Lichtental (Wien IX) 1924–26, fol. 159; Taufbuch der Pfarre Lichtental 1900, fol. 159; eigene Recherchen (www.anno.onb.ac.at; Lehmann’s Adressbücher; Bühnen-Jb.er; Jahresberichte des Konservatoriums der GdM).

Autor*innen
Monika Kornberger
Letzte inhaltliche Änderung
2.2.2024
Empfohlene Zitierweise
Monika Kornberger, Art. „Reitinger, Jaro (eig. Jaroslav Vojtech)‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 2.2.2024, abgerufen am ), https://www.musiklexikon.ac.at/ml/musik_R/Reitinger_Jaro.xml
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.



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