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Willmers, Willmers, true Rudolph Heinrich Gottfried
* 1821-10-3030. [nicht 31.] 10.1821 Berlin, † 1878-08-2424.8.1878 Wien. Pianist, Komponist, Klavierpädagoge. Verbrachte seine Kindheit mit seinen Eltern Franz Jacob W. (* 1792? Kopenhagen, † ?), Goldarbeiter, und Dorothea Friederike, geb. Elÿ (* 1797? [Ort/F], † vor 26.7.1865 [Ort?]), in Kopenhagen und hatte eine Schwester (Rudolphine Adelheide Louise Sophie, verh. Güntherberg, * 1835 [Ort?], † ?). W. kam 1834 nach Weimar/D, wo er bei J. N. Hummel Klavierunterricht nahm. Zwei Jahre später ging er nach Dessau/D, um Unterricht vom Komponisten und Organisten Friedrich Schneider zu erhalten. Hier begann W. zu komponieren und korrespondierte mit R. Schumann. Nach Beendigung seiner Studien reiste W. durch Deutschland (u. a. Kiel, Dresden und Leipzig), 1839 trat er in Kopenhagen am königlichen Hof auf. Von vielen gelobt für seine Kompositionen – im Alter von 19 Jahren hatte er angeblich u. a. bereits drei Opern vertont –, reiste er weiter nach Göteborg/S und blieb dann für etwa drei Jahre in Bergen/N. Dort veröffentlichte er ab Februar 1840 ein mehrteiliges Musikjournal. W. reiste erneut durch Europa, darunter nach Paris und in einige Städte Deutschlands (u. a. Leipzig und Berlin). Schumann veröffentlichte 1843 eine negative Kritik zu W.s 6 Etüden und beendete den Briefwechsel mit ihm. Im Februar 1845 gab W. sein Debüt in Wien (Auftritte im Musikverein, im Theater an der Josefstadt und am Kaiserhof). Darauf folgten eine Tournee durch Ungarn und Konzerte in Brünn, Pressburg, Bremen/D, Prag, Florenz und London. Anfang 1849 war er für zwei Jahre in Österreich, komponierte und widmete seine Werke v. a. Mitgliedern adeliger Häuser. Ab 1851 reiste W. nach Deutschland, in die Niederlande, nach Lettland, Polen, Russland, Galizien, in die Türkei und nach Estland). Die Deutsche Musik-Zeitung in Wien berichtete im Sommer 1860 von leeren Sälen bei Konzerten W.’, der sich deshalb für vier Jahre aus der Öffentlichkeit zurückzog. Seine spätere Frau Amalia, geb. Steinfest (* 23.4.1845 Josefstadt [Wien VIII], † 22.5.1875 Wien), brachte zwei Jahre später eine voreheliche Tochter, Amalia Rudolfine Alexandrine (* 25.10.1862 Wien, † nach 1878 [Ort?]), zur Welt. Am 26.7.1865 heiratete das Paar in Gotha/D. Für W. war es die zweite Ehe, seine erste Ehe dürfte geschieden worden sein. Nach etlichen Auftritten in Rumänien, Gmunden und Graz trat W. 1864 wieder in Wien auf; Auftritte in Berlin und Prag folgten. Ab Oktober 1865 war er für zwei Jahre erster Klavier-Professor am Stern-Konservatorium in Berlin. 1867 tourte W. mit dem Patti-Konzert, einer nach der Opernsängerin Carlotta Patti benannten Konzertreihe, mit Künstlern wie D. Popper, L. von Auer, dem Sänger Jules Lefort und Patti selbst durch Europa. Im selben Jahr schrieb die Süddeutsche Musik-Zeitung, dass W. eine Stelle am New Yorker Konservatorium angenommen hätte, in weiterer Folge hört man davon jedoch nichts mehr. Es folgten Konzerte in Arad/RO und Laibach. Ab Oktober 1870 unterrichtete W. an der Horak-Klavierschule, darunter den Rechtskonsul und Musiker Hugo Pohlidal. Danach folgte eine letzte Reise nach Südungarn. Ab März 1871 gab er mehrere Konzerte im Wiener Musikverein. Von Mai bis November 1873 spielte er bei der Wiener Weltausstellung. Das letzte erwähnte Konzert W.’ war am 29.12. desselben Jahres im Strampfer-Theater. Von 1874 an war W. bis zu seinem Tod Jurymitglied im jährlichen Concurs des Konservatoriums der GdM. Am 18.8.1878 zeigte W. Anzeichen von geistiger Verwirrung und wurde zur weiteren Beobachtung ins Allgemeine Krankenhaus gebracht, wo er wenig später verstarb. W. war preisgekrönter Schachspieler und Mitbegründer der Wiener Schachgesellschaft. Er gab immer wieder Benefizkonzerte, u. a. in (Bad) Ischl, und pflegte gute Beziehungen zur Wiener Aristokratie.
Ehrungen
Silberne Ehrenmedaille des Pariser Konservatoriums 1843; Österr. große goldene Medaille f. Wissenschaft und Kunst 1868; Goldene Medaille f. Wissenschaft und Kunst des Kg.s von Hannover 1870; Ernennung zum k. k. Kammer-Pianisten 1850; Widmungsträger von E. S. Engelsbergs La Fontaine. Etude pour le Pianoforte seul [Glöggl 1845/46].
Schriften
Hg. Apollo. En Samling af originale Compositioner, norske Fjeldmelodier og et Udvalg af Udlandets mest yndede Musik 1840.
Werke
Zahlreiche Etüden, Serenaden und Chansons (Sérénade érotique op. 5 [Widmung an S. Thalberg]); Fantasien (Österr. Volksweisen, op. 122 [Widmung an K. Franz Joseph]); Tongemälde f. Kl. (Sehnsucht am Meere op. 8); Lieder (Kornblumen op. 90 [Widmung an J. K. Pišek]).
Literatur
R. Schumann, Gesammelte Schriften über Musik und Musiker, hg. v. F. Jansen 2 (1891), 189ff; Wurzbach 56 (1888); Allgemeine musikalische Ztg. 12.12.1838, 7, 26.12.1838, 6, 24.5.1843, 11, 27.11.1844, 5, 8.4.1846, 3; Wr. allgemeine Musik-Ztg. 7.2.1846, 66; Berliner Musikztg. 13.3.1850, 6, 28.5.1851, 8, 17.3.1852, 7, 22.4.1857, 8, 30.12.1863, 3, 16.3.1864, 6, 30.11.1864, 3; Bll. f. Musik, Theater und Kunst 28.3.1862, 4, 24.3.1863, 4, 1.8.1870, 4; Brünner Ztg. der k. k. priv. mähr. Lehenbank 26.2.1846, 14; Bukowina 22.9.1867, 4; Der Humorist 18.2.1847, 4; Der Kamerad 22.4.1869, 3; Der Österr. Zuschauer 7.4.1845, 11; Dt. Musik-Ztg. 2.6.1860, 181; Die Debatte 30.1.1868, 2; Die Presse 23.2.1858, 4, 3.8.1867, 10; Gemeinde-Ztg. 15.7.1873, 14; Gmundner Wochenbl. 16.9.1862, 3; Grazer Volksbl. 22.4.1868, 4; Grazer Ztg. 26.10.1862, 2; Illustrirtes Wiener Extrabl. 19.8.1878, 4, 3.9.1878, 10; NFP 1.10.1870, 8, 30.12.1873, 6, 28.6.1878, 6; NZfM 3.12.1839, 4, 3.4.1840, 4, 17.4.1840, 1, 19.8.1840, 4; Neues Fremden-Bl. 10.5.1870, 6, 22.2.1871, 6; Neues Wr. Tagbl. (Tages-Ausgabe) 26.9.1900, 31; Revue Musicale 5.2.1843, 5; Signale f. die musikalische Welt 1845, H. 30, 238; Süddt.e Musik-Ztg. 25.4.1864, 4, 30.9.1867, 4; The Foreign Quarterly Review 25 (1840), 208; Wr. allgemeine Musik-Ztg. 1.2.1845, 4, 21.6.1845, 2, 19.3.1846, 4, 5.6.1847, 2, 1.4.1848, 3f; Wr. Ztg. 5.9.1849, 8; Wr. Weltausstellungs-Ztg./Internationale Ausstellungs-Ztg. 12.6.1873, 3; Sterbebuch der Pfarre St. Rochus (Wien III) 1875–77, fol. 25; Sterbebuch des Alservorstadtkrankenhauses (Wien VIII) 1878 [Teil 2], fol. 143; Taufbuch der Jerusalemskirche Berlin 1820–23, fol. 10; Taufbuch der Pfarre Mariahilf (Wien VI) 1858–62, fol. 473; Taufbuch der Pfarre Maria Treu (Wien VIII) 1845, fol. 40; Trauungsbuch der Dreifaltigkeitskirche Berlin 1819–23; Trauungsbuch der Pfarre St. Augustin Eisenach/D 1862–69, fol. 94; Trauungsbuch der Philippus-Apostel-Kirche Berlin 1856–74, fol. 22; https://boowiki.info (6/2022); https://portal.dnb.de (6/2022); https://sbd.schumannportal.de (6/2022); www.katalog.a-wgm.at (6/2022); eigene Recherchen (www.familysearch.org).

Autor*innen
Dorian Raphael Kalwach
Letzte inhaltliche Änderung
30.10.2023
Empfohlene Zitierweise
Dorian Raphael Kalwach, Art. „Willmers, Rudolph Heinrich Gottfried‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 30.10.2023, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x003e027f
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Lithographie von Eduard Kaiser, 1849© Public domain, via Wikimedia Commons
© Public domain, via Wikimedia Commons
Illustrirte Ztg. 5.4.1873, 259 © ANNO/ÖNB
Illustrirtes Wr. Extrabl. (Abendausgabe) 3.9.1878, [1]© ANNO/ÖNB

DOI
10.1553/0x003e027f
GND
Willmers, Rudolph Heinrich Gottfried: 104318724
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