R.str. (Wien XIV).
Goldenes Verdienstkreuz mit der Krone 1872.
Czeike 4 (1995), 5 (1997) u. 6 (2004); ÖBL 9 (1988); DBEM 2003; Kosch 2 (1960) [fälschlich C. M. Koch]; Wurzbach 27 (1824); Spezialslg. im Historischen Museum der Stadt Wien.
In 2. Ehe war er (seit 1862) verheiratet mit Maria (Marie) Rosalia, geb. Lutz: * 29.11.1840 Alsergrund (heute Wien IX), † 17.8.1872 Wien. Als Tochter des Tänzers am Hofoperntheater Jacob Lutz ursprünglich für das Ballett ausgebildet, trat sie schon als Jugendliche in Wiener Lokalen als Sängerin und in Wiener Neustadt sowie in Karlsbad als Schauspielerin auf, bevor sie an das Theater an der Wien engagiert wurde und auch am Theater in der Josefstadt, in Graz und Berlin spielte. Sie war eine vielseitig einsetzbare, auch wegen ihrer Schönheit geschätzte Bühnenkünstlerin.
Kosch 3 (1992); Wurzbach 27 (1824).
Beider Sohn
Hans (eig. Johann Nepomuk Karl Maria): * 1.8.1858 Braunhirschen (heute Wien XV), † 25.6.1884 Wien. Komponist. Studierte 1874–78 am Konservatorium der GdM Klavier bei L. Landskron, Orgel bei A. Bruckner, Harmonielehre bei H. Grädener und zusammen u. a. mit G. Mahler Komposition bei Franz Krenn. 1876 nahm R. als Mitglied des Wiener Akademischen Wagner-Vereins an den ersten Bayreuther Festspielen teil. 1876–78 war er Organist an der Piaristenkirche „Maria Treu“ (Wien VIII); sein Zimmer im Piaristenkloster war Treffpunkt für zahlreiche Mitschüler und Freunde, darunter Mahler und H. Wolf sowie R.s (später Mahlers) engstem Vertrauten, den Philologen Friedrich (Fritz) Löwy (seit 1887 Löhr). Bruckner versuchte vergeblich, seinen von Privatmusikstunden und von Zuwendungen seiner Freunde lebenden „Lieblingsschüler“ als Organist nach St. Florian bzw. Klosterneuburg zu vermitteln. 1880 erfuhr R. bei der Vorlage seiner 1. Symphonie von J. Brahms (wie E. Hanslick und K. Goldmark Kuratoriumsmitglied des angestrebten Staatsstipendiums) eine herbe Abfuhr. H. Richter, an einer Aufführung der Symphonie mit den Wiener Philharmonikern interessiert, musste R. auf eine spätere Zeit vertrösten. Eine Verkettung weiterer R. psychisch stark belastender Umstände führte Ende Oktober im Zug nach Mülhausen/Elsass (Mulhouse/F), wo er einen Posten bei der Chorvereinigung „Concordia“ der Association des Chanteurs Alsaciens antreten wollte, zum Ausbruch einer bereits latent vorhanden gewesenen Geisteskrankheit (Diagnose: Verrücktheit, halluzinatorischer Verfolgungswahnsinn): R. fühlte sich u. a. von Brahms körperlich bedroht. Er starb nach mehreren Selbstmordversuchen in der Niederösterreichischen Landes-Irren-Anstalt. Erst 1989, nach der UA der 1. Symphonie in Cincinnati, Ohio/USA, erregte der fast vergessene Komponist das Interesse der Musikwelt, da er in diesem Werk, wie z. B. auch in der Suite E-Dur, Themen verwendet, die aus dem erst später einsetzenden symphonischen Schaffen Mahlers (besonders den Symphonien 1, 2, 3, 5, 7) bekannt geworden sind. Mahler hatte Zugang zum Nachlass R.s und dessen Symphonie schon 1882 gemeinsamen Freunden am Klavier vorgespielt. Er nannte seinen Mitschüler 1900 u. a. „Begründer der neuen Symphonie [...], wie ich sie sehe“, sah ihn und sich selbst „wie zwei Früchte von demselben Baum“; Mitschüler G. Adler erklärte 1916 R. zum „begabtesten von uns allen“. Auch in seinen anderen Werken, z. T. zu Studienzwecken entstanden, versuchte R., neben der Verarbeitung von Einflüssen seiner Vorbilder einen eigenständigen Stil zu kreieren. – Nach der inzwischen weltweit oft gespielten 1. Symphonie erlebten bisher (2005) alle vollständig erhaltenen, inzwischen auch fast alle gedruckten Orchester- und Kammermusikwerke, Lieder, Chöre sowie einige Klavierstücke bereits ihre UA. – 2002 wurde in Würzburg/D die Internationale H. R. Gesellschaft mit Sitz in Wien gegründet.
Gedenktafel Wr. Zentralfriedhof 2004.
P: Wettbewerbspreise im Konservatorium der GdM.
Symphonie f. Streichorch. As-Dur 1874/75; Orchester-Vorspiel E-Dur 1876; Ein Vorspiel zu „Julius Cäsar“ B-Dur 1877; Suite f. Orch. E-Dur 1878; Pastorales Vorspiel F-Dur 1877–80; 1. Symphonie E-Dur 1878–80; Streichquartett-Satz C-Dur vor 1874?; Dachs-Studie (Streichquintett) D-Dur 1877?; Streichquartett c-Moll 1879/80; mehrere Klavierstücke; Epigonen-Chor A-Dur 1876; Das Echo g-Moll ? (beide f. gem. Chor a cap.); Pater noster G-Dur f. B. oder Bar., 3 V., Va., Vc. und Kb. 1876?; mehrere Lieder für Singstimme und Kl. v. a. nach Gedichten von Johann Wolfgang von Goethe und Vincenz Zusner, 1876–80. – Verschollen: u. a. Streichsextett, 1880 fertiggestellt. – Skizzen: u. a. Oratorium Der Tod 1880; weitere Kirchenmusikwerke; Oper Herrmannsschlacht (sic) nach Heinrich von Kleist 1876; 2. Symphonie 1880; Kammer- und Klaviermusik; Chöre und Lieder. – Nachlass: Musikslg. der ÖNB.
Sein Halbbruder
Karl (eig. Carl Borromäus): * 20.12.1860 Wien, † 15.11.1881 Krems/NÖ. Schauspieler, Kapellmeister. Vater: Erzhzg. Wilhelm (seit 1863 Hoch- und Deutschmeister); 1863 von C. M. R. legitimiert. Über K. R.s künstlerische Ausbildung ist bisher (2005) nichts bekannt; er war zunächst Schauspieler in Wien, in der Sommersaison 1880 in St. Pölten auch 2. Kapellmeister, Korrepetitor und Inspizient, im Winter 1880/81 1. Kapellmeister und Schauspieler am Kremser Stadttheater. Im April 1881 trat er ein Engagement am in Hof/D spielenden königlich bayerischen Theater Passau an und wurde kurz vor seinem Tod wieder Kapellmeister in Krems.
U. Harten (Hg.), H. R. Biographie, Briefe, Aufzeichnungen und Dokumente 2000 [mit WV u. Lit.-Verzeichnis]; H.-K. Metzger/R. Riehn (Hg.), H. R. der Begründer der neuen Symphonie 1999; C. Floros in ÖMZ 53 (1998); H. Kreysing/F. Litterscheid in H.-K. Metzger/R. Riehn (Hg.), Gustav Mahler. Der unbekannte Bekannte 1996; U. Harten in Nachrichten zur Mahlerforschung 45 (Herbst 2001); P. Banks in Musical Times 124 (1984); St. McClatchie in Music and Letters 81 (2000); L. Nowak in G. Brosche (Hg.), [Fs.] Franz Grasberger 1975; M. Loehr in Lebendige Stadt 1958; NDB 22 (2005); NGroveD 21 (2001); DBEM 2003; ÖBL 9 (1988); www.hans-rott.de (4/2005).